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Holzbauarbeiten rechtssicher ausschreiben

Mit dem NPK 335 Holzbau wurden ganz neue Wege beschritten. Ein Architekt, der die Neuerarbeitung von Anfang an begleitet hat, gibt Auskunft, warum dies notwendig war. Ab Januar 2022 kann das neue Kapitel in der Praxis getestet werden.

Gaby Jefferies
14.12.2021

Warum war es notwendig, für den Holzbau einen völlig neuen NPK zu entwickeln?
Zum einen hat in der Holzbaubranche eine rasante technologische Entwicklung stattgefunden, die Bauweise mit vorgefertigten Elementen hat sich durchgesetzt. Zum anderen haben Holzbau-Ingenieure in den letzten Jahren immer mehr mit eigenen Ausschreibungstexten für den Elementbau gearbeitet, da die bisherigen drei Holzbaukapitel ihren Bedürfnissen nicht mehr entsprachen. Hinzu kommt, dass sich durch die Digitalisierung neue Möglichkeiten ergeben, die eine neue Sichtweise erfordern. All dies musste im neuen NPK Holzbau berücksichtigt werden.

Wie ist das neue Holzbau-Kapitel entstanden?
Zunächst wurde eine Konzeptgruppe gebildet, der auch BIM-Fachleute angehörten sowie Holzbau-Planer, die eigene Leistungsbeschreibungen einsetzten. In dieser Konzeptgruppe wurde entschieden, die drei bestehenden NPK-Kapitel 331, 332 und 333 zu einem Kapitel zusammenzuführen. Damit kann die Eindeutigkeit in den Beschreibungen erzielt werden, die Positionen müssen nicht mehr an verschiedenen Orten gepflegt werden und der Verband muss nur noch einen Richtpreiskatalog herausgeben. Weiter wurde beschlossen, dass der Aufbau des neuen Kapitels auf Elemente bzw. Bauteile Bezug nehmen soll, um näher am 3D-Modell, bei der modellbasierten Planung und Ausführung, zu sein.

Was meinen Sie damit?
Mit dem neuen NPK 335 hat man versucht, einen ersten Schritt in Richtung Bauteilorientierung zu machen. Die Holzbaubranche ist hier sehr weit, ihre Arbeitsweise entspricht nicht unserer mit den SIA-Phasen. Wir Architekten schreiben aus, bevor wir die Ausführungsplanung machen. Der Holzbau-Ingenieur geht umgekehrt vor, er beendet die Ausführungsplanung, gibt sein Modell weiter und erhält so die Preise. D.h., das neue Kapitel muss die Möglichkeit bieten, beiden gerecht zu werden, den Architekten mit der herkömmlichen Ausschreibung und der Holzbauindustrie mit der detaillierteren Beschreibung von Bauteiltypen.

Wie ist es dann in der Begleitgruppe weitergegangen?
Die Begleitgruppe hat die Vorgaben der Konzeptgruppe umgesetzt und den Inhalt der drei bestehenden Holzbaukapitel stark überarbeitet und in einem Kapitel zusammengeführt. Sie war breit abgestützt und anders zusammengesetzt als die Konzeptgruppe. Neben einem Vertreter von Holzbau Schweiz gehörten ihr vier Fachplaner, drei Unternehmer sowie zwei Architekten an. Ich habe meine Aufgabe vor allem darin gesehen, sicherzustellen, dass der Architekt mit der grossen Menge an Positionen klarkommt.

Was sind die wichtigsten Neuerungen für die Ausschreibenden?
Sicher die zwei bereits genannten Punkte, dass alle Holzbauarbeiten neu in einem Kapitel zusammengefasst sind und das bauteilorientierte Denken, das eine durchgängige, modellbasierte Planung und Ausführung erleichtert. Dann hat man neu die Möglichkeit geschaffen, Bauteile mit verschiedenen Materialkombinationen und -aufbauten detailliert zu beschreiben und zusammengefasst darzustellen. Das Kapitel ist dadurch sehr umfangreich geworden.

Was waren aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen?
Das war eindeutig die Matrix, die Gliederung des Kapitels. Wir haben die Abschnitte immer wieder hin- und hergeschoben. Hier sind wir mit der von CRB vorgegebenen NPK-Struktur an Grenzen gestossen. Das Abbilden und Zusammenführen der verschiedenen Sichtweisen sowie das Anpassen der Normen waren für die Autoren und den CRB-Redaktor sicher ebenfalls schwierige Aufgaben.

Von welchen Vorteilen können Sie als Architekt profitieren?
Für mich ist es ein grosser Vorteil, dass ich jetzt alles in einem Kapitel finde. Durch die klare Gliederung finde ich mich besser zurecht. Auch kleinere Umbauten und Sanierungen lassen sich damit sehr gut ausschreiben. Noch grösser sind die Vorteile allerdings für die Holzbauplaner und die Unternehmer, die mit dem Modell arbeiten. Da das neue Kapitel die vielfältigen Möglichkeiten des Holzbaus abbildet, können sie mit dem NPK ausschreiben. Dadurch können die Offerten verglichen werden und es gibt weniger Missverständnisse.

Bei der Vernehmlassung wurde ebenfalls ein neuer Weg eingeschlagen. Wie haben Sie das wahrgenommen?
Die Vernehmlassung wurde erstmals als Workshop durchgeführt. Das ist gut angekommen und es gab zahlreiche Rückmeldungen von Unternehmerseite. Das Einarbeiten war sehr aufwendig, aber auf diese Weise lässt sich der Markt besser abbilden. Auch die Testphase, die im nächsten Jahr stattfindet, halte ich für richtig. So können noch Rückmeldungen aus der Praxis einfliessen und man kann auf die schnelle Entwicklung reagieren, vielleicht kann der Holzbau hier als Vorreiter für andere Branchen dienen.

Wie sollen die Anwender vorgehen?
Ganz wichtig ist, dass sie sich nicht abschrecken lassen, sondern mit dem neuen Kapitel ausschreiben. Ich empfehle ihnen die Matrix am Anfang gut zu studieren. Wenn man sie verstanden hat, ist die Anwendung kein Problem. Wichtig ist, dass sie uns Feedback geben, wenn ihnen etwas fehlt oder auffällt.

Sie haben die Erarbeitung des neuen Kapitels als Mitglied in der Begleitgruppe erlebt. Was nehmen Sie mit?
Es war sehr spannend zu erfahren, wie anders die Prozesse im Holzbau sind, ich habe eine andere Denk- und Vorgehensweise kennengelernt. Als Architekt kennt man nicht jede Arbeitsgattung im Detail, man ist mehr für den Gesamtüberblick zuständig. Durch meine Mitarbeit konnte ich vom Detailwissen der Holzbauexperten viel lernen. Zudem war ich das erste Mal bei einer vollständigen Neuerarbeitung eines NPK-Kapitels dabei. Es war eindrücklich zu erfahren, wie viele Interessen zusammengebracht werden müssen, was alles zu berücksichtigen ist, bis ein NPK-Kapitel fertig ist.