Mit den zur Verfügung gestellten Mitteln und Ressourcen kann CRB seine Aktivitäten mit dem Ziel, ein durchgängiges Daten- und Informationsmanagement bereitzustellen, stark ausbauen. CRB hat in seiner über 60jährigen Geschichte mehrmals einen wichtigen Grundstein für die Standardisierung gelegt – zum Beispiel mit dem NPK Bau 2000 – und dadurch die Produktivität in der Branche erhöht. Jetzt gilt es, die geeigneten Standards für die digitale Transformation zu schaffen.
Amadeo Sarbach, Präsident CRB
02.07.2021
Standards geben Sicherheit, Kontinuität, Kompatibilität und Stabilität in den Abläufen und stärken die Transparenz und Rechtssicherheit. Sie sorgen dafür, dass nicht jede Firma eigene Vorgehensweisen entwickeln muss. Dies erhöht die Effizienz und reduziert den Aufwand für die Zusammenarbeit. CRB engagiert sich im Auftrag der Schweizer Bauwirtschaft für die Verständigung im Bauwesen und arbeitet «Not for Profit». Mit der neuen Strategie investiert CRB in die Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft – davon profitieren alle, kleine Betriebe ebenso wie grössere Firmen und Branchen-Organisationen. Das grosse Netzwerk aus Verbänden, internationalen Organisationen, Software-Partnern und zahlreichen Experten aus allen Gewerken erlaubt es, breit abgestützte, digitale Arbeitsmittel anzubieten.
Als neutrale und finanziell unabhängige Organisation wird CRB die Transformation aktiv gestalten und die dringend notwendige Digitalisierung in der Branche voranbringen. Dies setzt nicht nur eine moderne Arbeitsumgebung voraus, sondern es müssen auch zusätzliche Experten und Nachwuchskräfte aus der Informatik sowie aus der Bau- und Immobilienwirtschaft gewonnen werden. Der bereits eingeleitete interne Kulturwandel wird weiter gepflegt. Neben der Modernisierung der betriebseigenen Standardisierungs- und Produktionssysteme sollen sich die bestehenden und neuen Angebote noch stärker an den Bedürfnissen der Kunden und Kundinnen ausrichten. So werden bei Innovationen vor der breiten Lancierung am Markt zunehmend Testanwender und Partner einbezogen – ihre Rückmeldungen aus der Anwendung fliessen dann in die weitere Entwicklung ein. Mit dem BIM-Profi l-Server werden bereits erste Schritte in diese Richtung gemacht.
«Architekten, Fachplaner und Ingenieure sollen auch bei der digitalen Transformation – dem Weg aus der analogen zur digitalen Arbeit – von CRB mit Arbeitsmitteln, Standards und einem breiten Weiterbildungsangebot unterstützt werden. CRB erleichtert ihnen weiterhin sowohl die immer intensivere Kommunikation als auch die komplexere Arbeit: Une révision de nos outils pour revenir au moyen de notre temps.»
Die strategische Ambition ist darauf ausgerichtet, aus den Inhalten der bewährten Standards und Klassifizierungen unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der unterschiedlichen Stakeholder ein durchgängiges CRB-Datenmodell zu schaffen. Dieses Modell dient der Branche als Basis für den Daten- und Informationsaustausch im digitalen Zeitalter. Vergleichbar mit einem Industriedatenmodell anderer Wirtschaftszweige ermöglicht es die umfassende Beschreibung des «Bauens» über Bauteile, Systeme, Leistungen und Regeln und bildet den ganzen Lebenszyklus sowie die gesamte Wertschöpfungskette der Bau- und Immobilienwirtschaft ab. Konzepte und Inhalte verbreiteter internationaler Standards, wie zum Beispiel «Industry Foundation Classes (IFC)», werden unterstützt. Damit ist sichergestellt, dass gängige Software-Lösungen das CRB-Datenmodell nutzen werden und der system- und organisationsübergreifende Datenaustausch somit ermöglicht wird. Dies erleichtert die Verständigung, schafft Rechtssicherheit und fördert Vertrauen und Wirtschaftlichkeit.
Um von den Vorteilen der BIM-Methode – zum Beispiel bessere Zusammenarbeit, Transparenz oder weniger Fehler – profitieren zu können, müssen auszutauschende Daten und Informationen verlässlich und konsistent sein. Mit dem BIM-Profil-Server bietet CRB seit März 2021 eine Web-Plattform für ein intuitives und praxisgerechtes Bauwerks-Informationsmanagement an. Letztlich sollen so auf Basis des CRB-Datenmodells Prozesse, Rollen und Phasen organisiert werden. Profile definieren dabei für unterschiedliche Anwendungsfälle, wer Informationslieferant oder -besteller ist und welche Daten wann zu liefern sind. Die Profile werden allen in einem Projekt eingesetzten Software-Lösungen über Standard-Schnittstellen übergeben. Über den gesamten Projektverlauf wird dann gegenüber dem Profil-Server geprüft, ob die Spezifikationen auch eingehalten werden.
CRB wird weiterhin auf Partner setzen, die Software-Lösungen für die Bauindustrie, sogenannte «Autorensysteme», bereitstellen. Die spezialisierten IT-Lösungen – Bauadministrations-, CAD- oder ERP-Lösungen von lokalen oder internationalen Anbietern – unterstützen die Bearbeitung spezifischer Aufgaben. Da das CRB-Datenmodell auch internationale Standards berücksichtigt, können es die Autorensysteme unterstützen und die für sie relevanten, projektspezifischen Profile aus dem BIM-Profil-Server beziehen. Damit verfügen alle bei einem Projekt eingesetzten IT-Lösungen über das entsprechende Projekt-Datenmodell und die Spezifikationen zum Informationsmanagement. Widersprüche und Missverständnisse aufgrund unterschiedlicher Definitionen oder Nomenklaturen – wie sie heute häufig zu beklagen sind – können so weitestgehend ausgeschlossen werden.
«Wir haben erkannt, dass im Rahmen der digitalen Transformation ein ganzheitliches Daten- und Informationsmanagement von zentraler Bedeutung ist, um Verständigung zu ermöglichen, Rechtssicherheit zu schaffen und Transparenz zu fördern. Ebenso kann dadurch die Wirtschaftlichkeit verbessert und Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft beschreib- und messbar gemacht werden. CRB wird so einen wichtigen Baustein liefern, um die Bewirtschaftung sämtlicher Daten aller Phasen der Bau- und Immobilienwirtschaft konsequent umzusetzen. Unsere Zukunftsstrategie wirkt Insellösungen und Datenverlusten konsequent entgegen, indem sie den ganzen Lebenszyklus eines Bauwerks umfassend und digital abbildet und dabei Schnittstellen zu allen Akteuren der Bau- und Immobilienwirtschaft bereitstellt. Innovationskraft und Kompetenz allein reichen jedoch nicht aus, um ein derartig ambitioniertes Ziel zu erreichen. Solche Herausforderungen können wir nur in einem partnerschaftlichen Verbund meistern, welcher auf Vertrauen basiert. Darum ist die Zusammenarbeit mit der Trägerschaft und den Mitgliedern von CRB sowie mit Spezialisten weiterhin ein starker Pfeiler unserer neuen Strategie.»
Mit technischer Unterstützung beim Abgleich von Spezifikationen aus dem Bauprozess und herstellerbasierten Produktinformationen sind grosse Produktivitätsgewinne zu erzielen. Bauherren, Planer und ausführende Unternehmer sollen dabei unterstützt werden, passend zu ihren Spezifikationen, aus einer Vielzahl von Produktdatenbanken (z. B. PRD von CRB) Produkte zu finden. Innerhalb der Autorensysteme können Spezifikationen dann mit Daten von Produkten angereichert oder Produktinformationen sogar komplett in die Systeme übernommen werden. CRB möchte dabei keine Vorgaben für die Datenstruktur der Produktdatenbanken machen und wird darum einen «Bauprodukte-Hub» bereitstellen. Dieser Hub organisiert – für den Anwender transparent – das «Mapping» der unterschiedlichen Strukturen und liefert durchgängige und standardisierte Informationen zu Bauprodukten in Kombination mit den CRB-Standards.
Die Autorensysteme unterstützen die Bearbeitung spezifischer Aufgaben von Experten im Bauprozess. Trotz Informationsmanagement mit dem BIM-Profil-Server können sie nicht völlig autark funktionieren. Sie brauchen immer Informationen aus anderen Autorensystemen. Redundanzen über die einzelnen Systeme hinweg sind daher unvermeidlich. Deshalb müssen die Informationen im Sinne eines «Single Point of Truth» (einzige Quelle der Wahrheit) nach klaren und standardisierten Regeln redundanzfrei zusammengezogen und letzte Fehler bereinigt werden. Die Regeln, wer, wann, wem, welche Informationen bereitzustellen hat, finden sich im BIM-Profil-Server. Über die regelbasierte und standardisierte Zusammenführung von Informationen über den ganzen Lebenszyklus eines Bauwerks wird eine umfassende digitale Bauwerksdokumentation bereitgestellt.
«CRB demonstriert seine Pionierrolle seit über 60 Jahren. Die Kompetenz interner wie externer CRB-Experten hat die Bauindustrie immer wieder vorangebracht. Wir geniessen in der Branche hohes Vertrauen und haben eine in der Schweiz einzigartige Branchen-Vernetzung. Unsere DNA ist von partnerschaftlicher Zusammenarbeit geprägt. Mit der neuen Strategie setzen wir ein deutliches Zeichen für Nachhaltigkeit und unterstützen die Kreislaufwirtschaft, indem ganzheitliche digitale Lösungen im Zentrum stehen. Unsere Mission lautet wie folgt: Wir tragen massgeblich zur Optimierung der Baukultur, der Nachhaltigkeit und der Wirtschaftlichkeit in der gesamten Bauwirtschaft bei. In unserer Geschichte haben wir bereits mehrmals den Standard definiert, nun werden wir es ein weiteres Mal in Angriff nehmen.»
Da nicht alle Anwendungsfälle dieselbe Fülle an Informationen benötigen, ist es wichtig, dass eine umfassende digitale Bauwerksdokumentation nach beliebigen Kriterien durchsucht werden kann. Es muss möglich sein, Informationen für die unterschiedlichsten Anwendungsfälle einfach zu extrahieren und weiterzuverwenden. Daher wird CRB die zwei Anwendungsfälle des Kerngeschäfts in dieser Art umsetzen: Gewerkespezifische Informationsauszüge dienen so zum Beispiel als (Leistungs-)Beschreibungen, standardisierte Mengenauszüge werden an das Kostenmanagement weitergegeben. Genauso wird auch selektiert, verdichtet und extrahiert, um aus der Fülle der digitalen Bauwerksdokumentation die Informationen für den Betrieb eines Bauwerks bereitzustellen.
Innerhalb der BIM-Methode haben 3D-CADLösungen ein grosses Gewicht. CRB wird über eigene Software-Ergänzungen – sogenannte Plug-ins – die eindeutige Zuweisung von Modellelementen zu aktuellen Strukturen der CRB-Standards und später zum CRB-Datenmodell gewährleisten. Für eine etablierte CAD-Anwendung wurden für die aktuelle Kostengliederung eBKP-H bereits die Voraussetzungen für eine modellbasierte Mengen- und Kostenermittlung geschaffen. Weitere Plug-ins sind in Erarbeitung. Die Zuordnung erfolgt dabei immer standardisiert und unabhängig vom verwendeten Autorensystem. Dies gewährleistet einen offenen, standardisierten Datenaustausch nach der Philosophie von openBIM. Gängige Autorensysteme werden systemunterstützt mit den aktuellen CRB-Standards bedient, was zu einer deutlichen Zeitersparnis und Effizienzsteigerung beim Anwender führt.
«Die Inhalte der bestehenden Standards NPK, eBKP und BKP werden in ein technisches Datenmodell zusammengeführt, das gängige ICT-Standards bedient. Damit legen wir die Basis für den einheitlichen Daten- und Informationsaustausch in unserer vernetzten Bauwelt, sowohl im Hoch- als auch im Infrastrukturbau. Gleichzeitig wird dem Wildwuchs an eigenständigen Datenmodellen begegnet, die nicht miteinander kompatibel sind. Ein grosser Gewinn für die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten über die ganze Lebensdauer der Anlagen hinweg.»
Parallel zu den vorgängig erläuterten Aktivitäten arbeitet CRB weiterhin intensiv an der Nachführung, Überarbeitung und Weiterentwicklung des Normpositionen-Katalogs NPK. Die neue Strategie gibt vor, die Kapazitäten in der Geschäftsstelle stark auszubauen, sodass mit grossem Tempo Innovationen vorwärtsgetrieben werden können, ohne die erfahrenen Experten und Expertinnen aus der NPK-Produktion abziehen zu müssen. Es ist gewissermassen eine duale Strategie, die «RUN CRB» ohne Einschränkungen neben «CHANGE CRB» garantiert.
Die Gewinner einer digitalen Transformation werden sich nicht einfach treiben lassen, sie möchten gestalten und ihren Beitrag leisten. Mitarbeitende, Projektteams oder ganze Organisationen möchten sich entsprechende Kompetenzen aneignen und lernen, wie und wo neue Arbeitsmittel am besten eingesetzt werden können. Der Weiterbildungsmarkt in der Bau- und Immobilienwirtschaft ist aber unübersichtlich: Viele Anbieter haben unabhängig voneinander auf allen Stufen des Bildungssystems Angebote, die Terminologie ist ebenfalls nicht einheitlich. Auch in diesem Zusammenhang möchte CRB einen Beitrag zur Ordnung und Standardisierung leisten und den Interessierten die Möglichkeit bieten, sich auf einem zentralen Portal schnell und einfach über geeignete Angebote für die Weiterbildung und Karriereplanung in der Baubranche zu informieren. Darüber hinaus wird mit dem Aufbau von Beratungs- und Coaching-Leistungen begonnen. Sie werden die Anwender und Anwenderinnen der CRB-Arbeitsmittel bei ihrer digitalen Transformation unterstützen und ihnen den optimalen Einsatz erleichtern.
Die CRB-Standards werden in enger Zusammenarbeit mit jeweils bis zu 200 externen Fachleuten erarbeitet. Dieses grosse Netzwerk, dem Experten der verschiedensten Baubereiche, Begleitgruppenmitglieder, Vertreter und Vertreterinnen von Fachverbänden und Organisationen, Software-Anbieter, Vertreter von Fach- und Hochschulen usw. angehören, wird ebenfalls an Bedeutung gewinnen. CRB will ihnen die Gelegenheit geben, sich vermehrt digital auszutauschen und zu vernetzen. Auch Anwender und Anwenderinnen sollen sich gegenseitig unterstützen, ihre Erfahrungen teilen und mit strukturierten Rückmeldungen aus der Praxis zur Weiterentwicklung der Standards und Produkte beitragen, um die eigenen Aufgaben effizienter bewältigen zu können.