Zur traditionellen Partnertagung, die jeweils im Herbst stattfindet, lädt CRB seine Software-Partner sowie die Vertreterinnen und Vertreter von Fachverbänden und Bildungseinrichtungen ein. An diesem Halbtagsevent mit anschliessendem Lunch geht es darum, über aktuelle Entwicklungen zu informieren und den Austausch zu pflegen. In seiner Keynote sprach der Ökonom Mathias Binswanger über den Wachstumszwang in der Wirtschaft.
Michael Milz
11.11.2024
Eine spannende Keynote, inspirierende Inputs und viele interessante Gespräche.
Die Froschperspektive ermöglicht zwar die Wahrnehmung von Details, blendet aber das Ganze aus, das erst aus der Vogelperspektive sichtbar wird. Auf eine solche Flughöhe begab sich der bekannte Ökonom und Buchautor Mathias Binswanger in seiner Keynote unter dem Titel «Der Wachstumszwang. Warum die Volkswirtschaft immer weiterwachsen muss, selbst wenn wir genug haben».
Binswanger bot in seiner Tour d’Horizon an der diesjährigen CRB-Partnertagung einen kurzen Überblick über die Geschichte der Volkswirtschaft. Wachstum sei seit dem 19. Jahrhundert eigentlich immer erwünscht, weil es Wohlstand ermöglichte. «Heute jedoch macht Wachstum in reichen Ländern die Menschen im Durchschnitt nicht mehr glücklicher und zufriedener», so Binswanger. Damit die Wirtschaft funktioniere, müssten wir jedoch weiterwachsen. Weil es in unserer Wirtschaft keinen Stillstand gibt, sei die einzige Alternative zum Wachstum die Schrumpfung, mit der grosse Kollateralschäden einhergehen. Als Beispiel führte Binswanger Griechenland an, das im Zuge der letzten Finanzkrise Ende der 2010er-Jahre in eine fatale Abwärtsspirale geriet.
Mit Blick auf das einzelne Unternehmen könne das Argument des Wachstumszwangs, das auf makroökonomischer Ebene gilt, relativiert werden. Schliesslich könnten Unternehmen auch dann erfolgreich sein, wenn sie nicht wachsen – was allerdings nur möglich sei, wenn der Wettbewerb eingeschränkt ist. Er schloss seine Keynote mit der Frage: «Macht es Sinn, in Ländern wie der Schweiz weiterhin ein möglichst hohes Wachstum anzustreben, das den materiellen Wohlstand nur noch wenig erhöht, aber die Lebensqualität negativ beeinflusst?»
Mit einem Blick in die nahe Zukunft übernahm Thomas J. Müller von Mensch und Maschine Schweiz AG den Stab und stellte «Outcome Based BIM» vor. Es handelt sich dabei nicht einfach um eine neue Methode der Planung und Realisierung von Bauprojekten mit BIM, sondern um ein neues Konzept, das von den Beteiligten auch ein neues Mindset erfordert. Denn «Outcome Based BIM» geht einerseits von den Anforderungen der Auftraggebenden aus, die dann die weitere Planung bestimmen. Andererseits wird nicht mehr «filebasiert» gearbeitet wie bisher, sondern mit einer Datenbank, die gemeinsam von allen Beteiligten editiert wird. Wie das aktuell umgesetzt wird, demonstrierte Müller mit der Software Autodesk Forma.
Nach einer kurzen Pause wies Michel Bohren, Vorsitzender der Geschäftsleitung von CRB, auf die unterschätzte Komplexität des CRB-Ökosystems und seiner zahlreichen Akteure hin. Weiter betonte er die Vorteile dieses Systems wie höhere Modellqualität, verbindliche Mengenermittlung, zuverlässiger Datenaustausch, effiziente Devisierung usw. und skizzierte die Weiterentwicklung der bewährten Standards.
Steven Marti, Präsident der Kommission SIA 451, informierte im Anschluss über die Revision der Norm SIA 451 «Datenformate für Leistungsverzeichnisse», die nach der Revision «Bereitstellung und Nutzung von Daten im Bauprozess» heissen wird. So liegt der Fokus neu auf Prozessen, auf der Verständigung über Begriffe, Anforderungen an den Informations- und Datenaustausch und an Lieferobjekte, auf der Sicherstellung der Qualitätsanforderungen sowie der technischen Anforderungen an die IT-Infrastruktur. Damit wird der Datenaustausch nach SIA 451 viel breiter und unterstützt nun auch BIM-Prozesse und andere Formate. Einer der offenen Standards, welcher den Regelungen der neuen SIA 451 entspricht, ist die «IfA18 – Informationen für Applikationen» von CRB. Sie beschreibt die Regeln zum Datenaustausch bei der digitalen Nutzung von CRB-Standards mit dem Datenaustauschformat «*.crbx».
Die von Relationship Manager Remo Wegmann moderierte Podiumsdiskussion mit den CRB-Vertretern Thomas Frizzoni, Roman Hollenstein und Patryk Palasz fokussierte auf die Weiterentwicklung ebendieser IfA18. Der abschliessende Stehlunch wurde ausgiebig für den persönlichen Austausch und zur Netzwerkpflege genutzt.
Impressionen vom Event.
Herzlichen Dank an alle Teilnehmenden für die persönliche Begegnung und den Austausch!