Auf dem Weg zur smarten Kennwerte-Plattform

Wie aus «werk-material» mit viel Expertise und Herzblut werk-material.online wurde: Eine Plattform, die den Vergleich von Kennwerten mit allen digitalen Vorzügen ermöglicht und den Gedanken der Kooperation innerhalb der Baubranche lebt.

Sebastian Schock | 24.06.2024

Viele Architektinnen und Architekten kennen den Ordner mit gesammelten Projektbeschreibungen aus dem «werk-material» des Fachmagazins werk, bauen + wohnen aus der Verlag Werk AG noch: Seit 1981 enthält die Zeitschrift monatlich zwei Projekte mit Fotos, Zeichnungen und Kennwerten zum Sammeln und Ablegen. CRB hatte seinerseits mit den Objektarten-Katalogen OAK und der Objektarten-Gliederung OAG eine Systematik zur Benennung von Gebäuden geschaffen und selbst dokumentierte Projekte gesammelt und strukturiert aufbereitet. So hilfreich die Druckausgaben waren – sie sind nur bedingt vergleichbar, weil sie nicht indiziert waren. 

 

Bewährtes weiterentwickeln

Als György Orbán 2017 als Projektleiter bei CRB begann, Kennwerte im Bauwesen digital neu aufzubauen, entstand die Idee, die Ausgaben von «werk-material» und der OAK zu digitalisieren. Die damalige Geschäftsführerin der Verlag Werk AG, Katrin Zbinden, sah das Potenzial der Idee und unterstützte das Projekt von Beginn an.

In der Folge recherchierte György Orbán zunächst, welches Wissen seine Vorgänger bei CRB bereits erarbeitet hatten. Gleichzeitig machte er sich mit den aktuellen Entwicklungen und Lösungen im internationalen und schweizerischen Kontext vertraut – und erkannte, dass er bei seiner Arbeit auf den sprichwörtlichen «Schultern von Riesen» stand.

Im Bemühen, dieses vorgenannte Wissen zu erhalten, unterstützte ihn von Anfang an Reto Helbling, Leiter des Bereichs Services und seit 1990 bei CRB. «Unser Ansatz war es, bewährte Lösungen mit den neuesten digitalen Methoden weiterzuentwickeln», sagt Reto Helbling rückblickend. 

Erfahrung und Fachwissen

So entstand aus einem Businessplan für Kennwerte das gemeinsame Angebot von Verlag Werk AG und CRB «werk-material.online», das seither Schritt für Schritt in neuen Releases umgesetzt wird. Die Web-Applikation lebt stark vom Herzblut und der Expertise des Projektleiters György Orbán, der sich gut in die Zielgruppe der kleinen und mittelgrossen Architekturbüros hineinversetzen kann. «Ich habe selbst zehn Jahre lang in Rumänien und in der Schweiz als Architekt Bauwerke geplant und hatte immer eine Affinität zu Zahlen und Mathematik», erinnert er sich. «Mit werk-material.online kann ich ein Hilfsmittel bauen, das ich mir selbst bei meiner Arbeit gewünscht hätte.»

 

Digital und gemeinsam

werk-material.online ist weit mehr als nur eine Digitalisierung der Papierform: Die Anwendenden können nicht nur vielfältige statistische Auswertungen der Projekte machen. Mittlerweile können sie auch eigene Projekte hochladen, diese miteinander und mit den Referenzdaten vergleichen und auch mit der Community teilen. Zudem können sie Projekte vom BKP zum eBKP umschlüsseln sowie eigene 3D-Modelle in die Applikation laden und auswerten.

Die Übernahme des Datenpakets des Bundesamts für Statistik mit NPK-Einheitspreisen und Berechnungselementen war der Einstieg für den Kiosk-Gedanken hinter werk-material.online: Die Web-Applikation versteht sich als Ort, an dem Daten verschiedenster Herkunft zentral angeboten werden können. Ein weiterer Meilenstein war die offizielle Kooperation mit dem SIA im Jahr 2022 als eine von vier Ersatzmassnahmen für die weggefallene Honorarkalkulation. György Orbán fasst die Intention so zusammen: «Wir folgen bei werk-material.online dem Erfolgsrezept von CRB – der Kooperation der Berufsverbände in der Bau- und Immobilienbranche wie beim NPK, um gemeinsame Arbeitsmittel zu schaffen.» Neben seinem funktionalen Auftrag leistet das Produkt einen wichtigen Beitrag zur Dokumentation der Schweizer Baukultur und Architekturgeschichte. 

 

Dynamische Weiterentwicklung

«Die strategische Zielsetzung ist es, mehr Daten von Projekten, auch ausserhalb des Publikationszyklus von «werk-material», publizieren und auswerten zu können», so György Orbán zur Weiterentwicklung.

werk-material.online bietet seine Plattform auch Bauherren und Planungsbüros an, um ihre eigenen Projekte intern zu dokumentieren und zu verwalten – einschliesslich eines Erfassungsservices für grössere Datenmengen. Ausserdem soll werk-material.online in Zukunft stärker durch den Community-Gedanken getragen werden, indem viele Akteure der Schweizer Bauwirtschaft miteinander kooperieren, um auf der Basis von gegenseitigem Vertrauen einen gemeinsamen Wissensstand aufzubauen. «CRB bietet sich hier als neutrale Plattform an – ein sicherer Ort, der einen langfristigen, stabilen Betrieb und eine kontinuierliche Weiterentwicklung gewährleisten kann», so Reto Helbling.