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Ein Kapitel für alle und alles

Der neue NPK 335 «Holzbau» ist nicht einfach eine Zusammenfassung der bisherigen Holzbau-Kapitel. Mit seiner Bauteilorientierung ist er von Grund auf neu konzipiert und damit deutlich mehr als die Summe seiner Einzelteile. 

Michael Milz | 14.12.2023

Das neu erstellte Kapitel 335 «Holzbau» wird mit Ausgabejahr 2024 nach einer vorgängigen Testphase erstmals publiziert und ersetzt die bisherigen Kapitel 331 «Zimmerarbeiten: Tragkonstruktion», 332 «Elementbau in Holz» und 333 «Holzbau: Bekleidungen und Ausbau». Der Inhalt der drei Kapitel, die somit archiviert werden, wurde komplett in das neue Kapitel integriert. Mit der Zusammenführung deckt der NPK 335 den gesamten Holzbaubereich ab, Doppelspurigkeiten oder Widersprüche können so vermieden werden. Basis des NPK 335 bilden die aktuellen Normen SIA 265 «Holzbau» und 265/1 «Holzbau – Ergänzende Festlegungen» sowie die von Lignum herausgegebenen Dokumente zu Holzhandelsgebräuchen und zum Brandschutz. 

 

Bauteilorientiert

Seit der erstmaligen Publikation des Kapitels 332 im Jahr 2008 hat sich die Elementbauweise technologisch rasant weiterentwickelt, sodass mittlerweile folgende Aussage gilt: Holzbau ist gleich Elementbau (vgl. auch PERSÖNLICH, S. 6). Die drei bisherigen Kapitel haben den aktuellen Bedürfnissen der Holzbauingenieure nicht mehr entsprochen. Das hatte zur Folge, dass sie in den letzten Jahren immer mehr mit eigenen Ausschreibungstexten für den Elementbau gearbeitet haben. Damit auch sie wieder auf standardisierte Normpositionen zurückgreifen können, war es notwendig, neue Wege zu gehen.  
Das neue Holzbau-Kapitel ist streng bauteilorientiert gegliedert: Erstmals werden Elementtypen für Tragwerke, Wände, Decken und Dächer eingeführt. Neu können im NPK 335 Bauteile mit verschiedenen Materialkombinationen und Materialaufbauten detailliert beschrieben und zusammengefasst dargestellt werden. So sind die Bedürfnisse der Architekten sowie der Holzbauindustrie abgedeckt.  

Qualitätssteigerung …

Stefan Grüter, Projektleiter Tragwerksplanung bei PIRMIN JUNG Schweiz AG, war Mitglied der Begleitgruppe zum NPK 335. Er ist überzeugt vom Zusammenschluss der bisherigen drei Kapitel und hebt hervor, dass das neu konzipierte Kapitel alle Leistungen des Holzbaus abbildet: «Das ist zielführend für eine vollständige, widerspruchsfreie und gut lesbare Leistungsbeschreibung.»

Aus seiner Sicht verbessert das neue Kapitel die Effizienz von Projektabläufen und damit auch die Qualität der Endprodukte, weil die Anfragen der Holzbauer vermehrt mit der gleichen Qualität daherkommen. «Das erleichtert die Lesbarkeit und das Hinterlegen der jeweiligen Kalkulation», so Grüter. Entsprechend könnten die Angebote schneller verglichen und abgearbeitet werden. «Das Endprodukt entspricht dem Bestellten, weil sich der Besteller mit der Qualität bereits bei der Bestellung auseinandersetzen muss.»

… dank präziser Ausschreibungen

Gedanklich alle Grössen von Holzbaubetrieben und alle Arten der Ausführung von Holzbauarbeiten zu berücksichtigen, beschreibt Andreas Dettwiler von der Beer Holzbau AG in Ostermundigen rückblickend als eine der grossen Herausforderungen bei der Konzipierung des neuen Kapitels. Auch Dettwiler brachte sein Fachwissen in die Begleitgruppe ein. Er weist auf die entscheidende Wichtigkeit von präzisen Ausschreibungstexten hin. «Interpretationsspielraum führt zu Diskussionen, zum Diskutieren hat aber niemand Zeit», so Dettwiler. «Ungenauigkeiten führen zu Missverständnissen und letztlich zu Lose-lose-Situationen.» Neben dem Tipp, sich beim Ausschreiben an den Workflow zu halten – Texte erstellen, vom Besteller abnehmen lassen, Ausmass zu den Leistungen erfassen –, rät er, die SIA-Norm 118/265 als gedruckte Version auf dem Schreibtisch zu haben.

Abschnitt 000 «Bedingungen» 
Für Vergütungsregelungen und Ausmassbestimmungen wird auf die Norm SIA 118/265 «Allgemeine Bedingungen für Holzbau» verwiesen, in der sich Definitionen für Begriffe und Abkürzungen finden. Hier können bspw. Forderungen bezüglich einer gewünschten BIM-Projektabwicklung oder einzuhaltender Masstoleranzen hinterlegt werden. Weiter können hier Anforderungen an Materialien oder übergeordnete Anforderungen des ökologischen Bauens definiert werden. 

 

Abschnitt 100
Umfangreiche Dienstleistungen des Unternehmers können neu in Unterabschnitt 110 erfasst werden. In Unterabschnitt 160 können neu Mehr- bzw. Minderpreise für vom Bauherrn bereitgestelltes Holz und für die Holzherkunft beschrieben werden. 

 

Abschnitt 200 
Hier werden Tragwerke beschrieben. Die Elementtypen gliedern sich nach Bauteilen, also Stützen und Streben, Fachwerkträger usw. In jedem Unterabschnitt sind jeweils acht identische Hauptpositionen zu finden; diese können die Anwenderinnen und Anwender nach Bedarf zum gewünschten Elementtyp ausformulieren. Die Elementtypen sind dabei mit der jeweiligen Hauptpositionsnummer bezeichnet. 

 

Abschnitt 300 
In den Unterabschnitten 310 bis 340 der Aussenwandelemente sind die Elementtypen nach den unterschiedlichen Arten der tragenden Konstruktion gegliedert. Die Bekleidungen bilden eigene Elementtypen und sind in den Unterabschnitten 350 bis 380 aufgeführt. 

 

Abschnitt 400 
Die Gliederung der Innenwände ist dieselbe wie bei den Aussenwänden in Abschnitt 300. 

 

Abschnitte 500 «Geschossdecken», 600 «Flachdächer» und 700 «Geneigte Dächer»
Hier werden zuerst die Elementtypen für die Konstruktion samt Dämmung und Beplankung und anschliessend die Typen für Bekleidungen aufgeführt. 

 

Abschnitt 800 
Dieser Abschnitt umfasst Elementtypen für Sanierungen, Nebenbauten und Ergänzungen. Die Unterabschnitte 810 bis 860 etwa sind nach Bauteilen geordnet. 

Für Inhalt und Richtigkeit auf fachlicher Seite sorgten bei der Erstellung des NPK 335 «Holzbau» drei Autoren, zwölf Experten und Begleitgruppenmitglieder sowie der Verband Holzbau Schweiz.