Mit dem eBKP-Plugin lassen sich die elementbasierten Baukostenpläne einfach und schnell mit einem 3D-CAD-Modell verbinden. Damit sind die technologischen Voraussetzungen für eine modellbasierte Mengen- und Kostenermittlung geschaffen. Davon profitieren alle, die das Modell nutzen wollen, um die Kosten zu verstehen.
Gaby Jefferies und Daniel Hauenstein
04.04.2023
Die 2021 verabschiedete CRB-Strategie basiert auf einem Zukunftsbild der Baubranche, in dem die gewerkeübergreifende Zusammenarbeit und eine den gesamten Lebenszyklus von Bauten umfassende Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle spielen. Damit dies Realität wird, braucht es neben neuen Methoden, Werkzeugen und Technologien ein durchgängiges und standardisiertes Daten- und Informationsmanagement. Hier sieht CRB seine Aufgabe und erarbeitet schrittweise die nötigen Grundlagen. Das eBKP-Plugin, mit dem sich Elemente aus 3D-CAD-Modellen eindeutig aktuellen Strukturen des elementbasierten Baukostenplans Hochbau eBKP-H und Tiefbau eBKP-T zuweisen lassen, ist eine erste Lösung. Bei der Entwicklung dieses Hilfsmittels für eine modellbasierte Mengen- und Kostenermittlung arbeitet CRB intensiv mit Partnern zusammen und ermöglicht den zukünftigen Nutzern das Testen bereits im Entwicklungsprozess. Das so erhaltene Feedback fliesst dann in die weitere Entwicklung ein und trägt dazu bei, dass das Tool ihre Wünsche bestmöglich erfüllt und ihnen den Arbeitsalltag erleichtert.
«Uns gefällt, dass es mit
sehr wenig Funktionen auskommt,
d.h., dass im Hintergrund standardisiert wurde,
damit der Computer viel übernehmen kann.»
Thomas Müller, Geschäftsführer Mensch und Maschine Schweiz AG.
Die zwei elementbasierten und hierarchisch aufgebauten Kostengliederungen Baukostenplan Hochbau eBKP-H (SN 506 511) und Baukostenplan Tiefbau eBKP-T (SN 506 512) ermöglichen mittels einer strukturierten Zuordnung von Bezugsgrössen und Kosten eine transparente Kostenermittlung in unterschiedlichen Detaillierungs- und Genauigkeitsgraden.
So können die Kosten eines Bauprojekts nach dem Top-down-Prinzip stufenweise
Damit die Planenden von den Vorteilen der elementbasierten Baukostenpläne – systematisches und präzises Erfassen, Bearbeiten, Vergleichen und Auswerten von Baukosten, Transparenz dank bauteilbasierter Gliederung, Unterstützung bei der Bildung von Baukostenkennwerten und Kostenkontrolle – auch bei 3DCAD-Lösungen im BIM-Prozess profitieren können, wurde intensiv nach einer effizienten Lösung gesucht. Wer mit der Autorensoftware Archicad, Revit oder Vectorworks arbeitet, kann nun aufatmen: Mithilfe des eBKP-Plugins lassen sich die beiden eBKP-Normen systemunterstützt den 3D-Modellen zuordnen. Die Arbeit mit umfangreichen, unübersichtlichen und fehleranfälligen Excel-Listen gehört somit bald der Vergangenheit an und der damit verbundene Aufwand entfällt.
Mit dem eBKP-Plugin werden die Bauteile im CAD-Modell mit dem elementbasierten Baukostenplan nach eBKP-H und eBKP-T verbunden. Konkret kommen zwei Standards zum Einsatz:
Das eBKP-Plugin unterstützt den Planenden mit einer teilautomatisierten Klassifizierung. Dazu liefert das Programm eine intelligente Vorauswahl von eBKP-H- oder eBKP-T-Positionen, die dann durch den Planer bestätigt oder durch eine eigene Auswahl ersetzt und direkt im Modell annotiert bzw. klassifiziert werden. Der Entscheid, welcher eBKP-Code ins Modell kommt, liegt beim Planer – er kann damit die Qualität der Klassifizierung jederzeit beeinflussen.
In der CAD-Autorensoftware hat der Planer das Modell zentriert und das eBKP-Plugin geöffnet. Rechts vom Modell ist die Kernfunktion für das standardisierte Bauteilklassifizieren nach eBKP im «Annotations-Fenster» bereitgestellt. Zur Auswahl stehen zwei Prozesse: mit einem lassen sich einzelne Elemente (Bauteile) klassifizieren, mit dem anderen ganze Bauteilgruppen. Unten im Bild erscheint bei Bedarf das intuitive Suchfenster, dass sich ein- und ausblenden lässt (Abbildung 1). Wenn der Planer den Klassifizierungsprozess startet, hat er zwei Möglichkeiten: Entweder klickt er ein Bauteil im Modell an oder er überlässt die Reihenfolge dem eBKP-Plugin.
Gelangt er zum Fenster (in Abbildung 2 farblich hervorgehoben), erkennt das Plugin automatisch, dass es sich beim ausgewählten Bauteil um ein Fenster handelt. Es schlägt dem Anwender die entsprechenden eBKP-Codes vor (siehe «eBKP-Vorschlagszahlen»), die im eBKP-H zur Spezifikation eines Fensters zur Verfügung stehen. Dieser Automatismus wird durch das Mapping zwischen der IFC-Entität «Window» und den entsprechenden eBKP-Codes im CRB-Webservice ermöglicht. Ist die farblich markierte eBKP-Position passend, klickt der Planer auf «eBKP Code übernehmen». Das gilt sowohl für ein einzelnes Element (Bauteil) als auch für eine ganze Bauteilgruppe. Wenn der Planer mit den automatischen eBKP-Vorschlägen nicht einverstanden ist, besteht die Möglichkeit, im Suchfenster andere eBKP-Codes zu finden. Dazu öffnet er das Suchfenster via Button «Teilelement hinzufügen» (siehe Abbildung 1, unten rechts farblich hervorgehoben).
Da die Anzahl dieser benutzerdefinierten Teilelemente mit der Zeit steigt, stehen sie später ebenfalls als Auswahl für die Klassifizierung zur Verfügung. Dies geschieht zentral und einmal für alle Anwender derselben Organisation, damit werden Redundanzen verringert und alle Anwender innerhalb der Organisation profitieren vom gleichen Datenstamm.
Wie Thomas Müller im Interview festhält, sind die technologischen Voraussetzungen für eine modellbasierte Mengen- und Kostenermittlung jetzt gegeben. Damit der Nutzen des Plugins aber wirklich zum Tragen kommt, müssen noch weitere Voraussetzungen erfüllt sein: So muss Wissen aufgebaut werden, wie Informationen im Modell richtig gepflegt werden. Fachleute müssen verstehen, wie die Struktur des eBKP funktioniert – dafür bietet CRB regelmässig Weiterbildungskurse an. Gleichzeitig müssen die Planenden auch lernen, wie das Modell zusammengesetzt werden muss, damit sich die Elemente richtig klassifizieren, berechnen und am Schluss auch bauen lassen. Auch in der Denkweise müssen Änderungen stattfinden: Anstatt dass sich die Beteiligten mit grossem Aufwand jeweils nur auf ihren Teil konzentrieren, sollte von Anfang an der Gesamtprozess im Zentrum stehen.
CRB bereinigt derzeit noch diverse Bugs und testet ausführlich die ersten eBKP-Plugin-Upgrades für die neuen CAD-Autorensoftware-Versionen wie Revit 2023, Vectorworks 2023 und Archicad 26 für Windows. Parallel dazu fliessen gewonnene Erkenntnisse aus Tests von Interessenten in die Qualitätssicherung hinein.
Als neutrale Standardisierungsorganisation bietet CRB allen interessierten Software-Partnern die Möglichkeit, das eBKP-Plugin in ihre CAD-Software zu integrieren. Bei Interesse können Sie sich gerne bei dh@crb.ch melden.