Informationsanforderungen präzise beschreiben

Interview in tedesco o francese

Für Lukas Schildknecht vom Institut Digitales Bauen besteht der Nutzen des «BIM-Profil-Servers» vor allem darin, dass er den Anwender bei der BIM-Planung unterstützt und die Basis legt für eine gute Informationsqualität.  

Gaby Jefferies
20.06.2020

 

Lukas Schildknecht, Umweltingenieur, Informatiker. Er leitet den Fachbereich Bauinformatik des Instituts Digitales Bauen an der FHNW und koordiniert die Forschungsaktivitäten am Institut. Seine Forschungsschwerpunkte sind Informationssysteme und Interoperabilität, d.h. der möglichst nahtlose Austausch von Informationen zwischen verschiedenen Systemen.

Wie kam es zur Zusammenarbeit von CRB und dem Institut Digitales Bauen?
Wir verfolgen die Idee, ein Werkzeug für die Definition von Informationsanforderungen zu entwickeln, seit der Gründung des Instituts und haben dafür Partner gesucht. Da CRB Überlegungen in eine ähnliche Richtung angestellt hat, war man der Meinung, dass sich die Ideen gut ergänzen – so kam diese Zusammenarbeit zustande. 

Sind noch weitere Partner beteiligt?
Ja, der Verband Schweizer BIM Software Lieferanten ist der dritte Partner im Entwicklungsprojekt «BIM-Profil-Server». Das Know-how der drei Beteiligten ergänzt sich optimal: das Institut Digitales Bauen bringt das Prozess- und Baufachwissen sowie die Forschung ein, CRB hat grosse Erfahrung in der Standardisierung, und die Software-Lieferanten stellen den Zugang zum Markt, die Verbindung zu den Kunden, her. 

Was ist das Ziel des gemeinsamen Projekts?
Eine systematische und präzise Beschreibung der Informationsanforderungen ist für die BIM-Methode zentral. Der IFC-Standard von buildingSMART International allein reicht nicht, er muss dazu weiter präzisiert werden. Das Konzept der sogenannten «Model View Definitions» unterstützt genau das, es fehlen jedoch die Werkzeuge und konkreten Anwendungen für die Praxis. Ziel unseres Projekts ist es, ein einfach zugängliches, intuitives Werkzeug für die Formulierung und Publikation von Informationsanforderungen, als sogenannte Profile, bereitzustellen. Dazu gehört auch, auf einfache Art und Weise den mit dem Austausch verbundenen Prozess zu beschreiben. Das übergeordnete Ziel ist die Harmonisierung des Informationsaustauschs.

Welche Probleme kann der «BIM-Profil-Server» für den Nutzer lösen?
Beim Austausch von Daten gibt es oft Probleme, sei es, weil Unklarheiten und Missverständnisse über die auszutauschenden Informationen vorliegen oder die Schnittstellen nicht gut funktionieren.
Mit dem «BIM-Profil-Server» wollen wir den BIM-Anwendern ein Werkzeug bereitstellen, mit dem sie einen konkreten Informationsaustausch präzise und konsistent beschreiben können. Damit lassen sich Missverständnisse vermeiden. Weiter wird die Datenqualität erhöht und deshalb auch die Planungsqualität im ganzen BIM-Prozess. In der Branche fehlt teilweise noch das Bewusstsein, wie man mit Daten umgeht. Wir wollen die Fachleute mit einer möglichst einfachen Oberfläche an das Thema heranführen und ihnen dabei helfen, die Daten, die sie benötigen oder abgeben müssen, richtig zu beschreiben – d.h. wir brechen die Komplexität des datengestützten Arbeitens herunter. 

Das ist die Datensicht, und wie sieht es mit den Prozessen aus?
Da die BIM-Methode für alle noch relativ neu ist, gibt es noch kaum Standardabläufe. Auch hier will der «BIM-Profil-Server» unterstützen – zunächst indem er aufzeigt, was man machen kann (Pilotabläufe), mittelfristig etablieren sich daraus dann Standardabläufe. 

Können Sie den Einsatz noch etwas konkretisieren?
Der erste Einsatz findet zu Beginn eines Projekts, bei der Planung der Planung, statt. Der «Profil-Server» ist das Werkzeug, um die einzelnen Prozessschritte festzuhalten: er definiert, welche Informationen wann ausgetauscht werden – das ist seine Hauptaufgabe. Anschliessend dient er als Nachschlagewerk. Die Beteiligten können – aus der Sicht ihrer konkreten Rolle im Projekt – bei jedem Prozessschritt nachschauen, welche Informationen sie liefern müssen oder welche Informationen sie wann von wem erhalten. 

Was darf der Anwender vom «Profil-Server» noch erwarten?
Der «BIM-Profil-Server» dient auch als Kommunikationsmittel. Er dokumentiert die Informationsanforderungen und löst die bisher verwendeten Excel-Listen ab. Einerseits bietet er eine Oberfläche, die der Mensch einfach lesen und verstehen kann, andererseits müssen die Informationen aber auch maschinenlesbar sein, sodass sie von anderen Softwaresystemen direkt übernommen werden können. Ein Anwendungsbeispiel hierfür wäre die automatisierte Prüfung des Bauwerksmodells in Bezug auf die Informationsanforderungen (der sogenannte Modell-Checker). Diese Qualitätsprüfung bestätigt dem Nutzer, dass seine Arbeit korrekt ist. 

Was bedeutet das für mich als Anwender einer CAD- oder AVA-Software?
Meine Software holt sich die Informationen im «Profil-Server» ab und konfiguriert sich selbst. Ich werde angeleitet und geführt und muss die Informationen nicht in verschiedenen Dokumenten zusammensuchen. Die BIM Software Lieferanten stellen die Informationen über ihre Software zur Verfügung. Weiter können sie auch eigene Services darauf aufbauen, wie zum Beispiel automatisierte Datenvalidierungen. Heute haben die verschiedenen Softwareprogramme individuelle Schnittstellenspezifikationen, in Zukunft könnten sie die Strukturen des «Profil-Servers» als Grundlage nutzen. 

Wie sieht der Zeitplan aus?
Zuerst gibt es eine Testphase mit ausgewählten Partnern, das sind vor allem Fachleute, die bereits datenorientiert arbeiten, z.B. eine Arbeitsgruppe, die die Informationsanforderungen der Gebäudetechnik festhält. Das Projekt besteht aus zwei Komponenten: zum einen geht es um die Bereitstellung einer Software, zum anderen um die Bereitstellung erster konkreter Profile, d.h. Daten. Diese Profile müssen erarbeitet werden. Dabei wird versucht, die Methodik der Software bereits bei der Datengenerierung zu berücksichtigen. 

Gibt es weitere Projekte, die zusammen mit dem «Profil-Server» den Nutzen für den Anwender noch vergrössern?
Hier könnte man Werkzeuge wie den bereits erwähnten Modell-Checker nennen. Verschiedene Firmen sind daran, automatisierte Prüfdienste zu implementieren. Die Prüfregeln dazu könnten über den «BIM-Profil-Server» bereitgestellt werden. Ein anderes Beispiel ist das Projekt Entwicklung NPK von CRB: Er liefert dem Anwender die Möglichkeit, Leistungen bauteilorientiert zu beschreiben. Der «BIM-Profil-Server» dient als Basis für die transparente und rechtssichere Spezifikation mit dem NPK.