Am 4. Juni 2024 hat buldingSMART International bekanntgegeben, dass das IDS-Format mit Version 1.0 den «final standard» erreicht hat. Das könnte man nun mit einem Schulterzucken quittieren, aber die Abkürzung IDS steht für nichts weniger als das wichtigste BIM-Format seit der Einführung von Industry Foundation Classes (IFC): Denn IDS (Information Delivery Specification) ist ein Standardformat für den kompletten (BIM)-Anforderungskatalog eines Bauprojekts – ein Quantensprung für den BIM-Prozess.
24.09.2024 | Andy Hängärtner*
In BIM-Projekten wird heute meist in Excel-Tabellen festgehalten, wer was zu welchem Zeitpunkt bereitzustellen hat. Sie sind nicht standardisiert, jede sieht etwas anders aus. Das Auffinden einer spezifischen Anforderung in den langen Listen kann Fachplanende an den Rand der Verzweiflung bringen. Die BIM-Autorensoftware oder der Model Checker können gar nichts damit anfangen. Also müssen alle Planungsbeteiligten einzeln «ihre» Anforderungen von Hand in ihre jeweilige Software übertragen. Das ist zeitaufwendig, ja redundant.
Und es ist fehleranfällig. Denn wenn die Daten nicht exakt die zulässige Form aufweisen oder vom Planungspartner nicht korrekt übernommen werden, interpretiert sie das weiterverarbeitende Programm nicht mehr korrekt. Dafür müssen die Daten im richtigen Pset mit den zulässigen Werten erfasst sein: Die Feuerwiderstandsklasse von Türen beispielsweise im Pset FireRating mit Werten wie EI_30, EI_60 usw. Materialien in ifcMaterial, nach KBOB (Koordinationsgremium der Bauorgane des Bundes) mit Werten wie 02 002 Kalksandstein. Oder Kostencodes unter Classification mit korrekten Codes nach eBKP-H. Nur so werden die Anforderungen von anderen Planungstools erkannt. Dann wird der Weg frei für zahlreiche automatische Prüfungen und Analysen. Weichen die Anforderungen von dieser Form ab, verunmöglichen Fehler die automatisierte Prüfung und Bearbeitung der Modelle.
Das IDS-Format dagegen ist übersichtlich für Menschen – und es ist maschinenlesbar. Planungsprogramme wie beispielsweise Vectorworks mit der entsprechenden Schnittstelle können die Daten der Anforderungsprofile automatisch einlesen und verarbeiten. Mit IDS legt die Projektleitung von Anfang an die Detailtiefe (Level of Detail LOD / Level of Information Need LOIN) fest, in der die Informationen an Statik, Bauphysik, Haustechnik usw. übermittelt werden müssen. So erhalten Fachplanende ihre notwendigen Daten in der richtigen Form und können sie direkt in ihre Systeme importieren. Die Planungssicherheit ist garantiert, die Wahrscheinlichkeit von Fehlern gering.
Zusätzlich ist eine BIM-Software wie Vectorworks in der Lage, beim Modellieren selbstständig zu prüfen, ob alle in der IDS-Datei erforderlichen IFC-Objekte, -Daten und -Klassifikationen die richtige Datenzuordnung aufweisen. Model Checker wie Solibri berücksichtigen mit IDS die BIM-Anforderungen des Projekts bei ihren Checks und zeigen Verstösse oder mangelhafte Daten in der automatischen Prüfung an. Auch die Kostenschätzung in der Bauadministration lässt sich mit einheitlichen und strukturierten Daten automatisieren, ebenso die Energieanalyse, die Ökobilanz, die Fluchtweganalyse und zahlreiche andere Anwendungsfälle. Die Qualitätssteigerung der Planung und die Zeitersparnis sind enorm.
Man muss keine monatelange Zusatzausbildung absolvieren, um eine IDS-Datei korrekt anzulegen. Dafür sorgt der BIM-Profil-Server von CRB. Die Web-Applikation ermöglicht es, geführt das gesamte Anforderungsprofil für ein Gebäudeprojekt anzulegen.
Der BIM-Profil-Server hilft Schritt für Schritt, die Daten und Informationen, die Fachleute benötigen oder liefern müssen, präzise und konsistent zu beschreiben. Mit den zahlreichen vordefinierten Bauteilen standardisiert er Datenaustausch-Profile für ausgewählte Rollen und Anwendungsfälle, sorgt für mehr Effizienz und eine bessere Verständigung in Bauprojekten. Die Datenqualität wird erhöht, das BIM-Projekt effizienter abgewickelt.
IDS und IFC bilden zusammen mit dem BIM Collaboration Format BCF (Standard von buildingSMART für den Informationsaustausch zwischen BIM-Softwaresystemen) die drei Austauschformate, die in einem Open BIM-Prozess die Kommunikation und damit die Koordination zwischen den Gewerken und ihren verschiedenen digitalen Systemen garantieren. Während IFC den Austausch der Planung selbst in Form von informierten Modellen übernimmt und BCF das ideale Format für das Issue Management darstellt, kann IDS neu auch den umfangreichen Anforderungskatalog effizient, zuverlässig und normgerecht zwischen verschiedensten Programmen hin- und herschieben.
*Andy Hängärtner ist CEO der Firma ComputerWorks AG. In seiner früheren Funktion als technischer Leiter des Software-Unternehmens war er massgeblich an der Entwicklung des IDS-Formats beteiligt.