Vertreterinnen und Vertreter von Fachverbänden sowie Bauschaffende aus unterschiedlichen Bereichen haben in den vergangenen Monaten unter der Regie von CRB mehrere NPK-Kapitel überarbeitet, darunter 14 Kapitel für den Untertagbau. Leistungen in diesem Bereich sowie Flachdacharbeiten können ab Anfang 2025 mit technisch aktuellen und normkonformen Positionen beschrieben werden.
18.12.2024 | Michael Milz
Der Normpositionen-Katalog NPK hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zum Standard entwickelt, wie Bauleistungen zu beschreiben, wie sie auszuschreiben und zu offerieren sind. Der NPK als Gesamtwerk umfasst rund 200 Kapitel, und jedes Jahr werden verschiedene Kapitel überarbeitet und neu herausgegeben, um den Anforderungen neuer Techniken, Normen und Richtlinien Rechnung zu tragen. So kann der NPK seine Funktion als laufend aktualisiertes Hilfsmittel erfüllen: die unmissverständliche und rechtssichere Informationsvermittlung bei der Beschreibung, Kalkulierung und Abrechnung von Bauleistungen über den gesamten Bauprozess.
Der NPK ist ein Gemeinschaftswerk im besten Sinn: Als Herausgeber der einzelnen Kapitel ist CRB für Hochbau, Untertagbau und Gebäudetechnik, der Schweizerische Verband der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS) für Tiefbau zuständig. Für die Inhalte sind Fachverbände verantwortlich; Fachleute erarbeiten diese Inhalte als externe Autorinnen und Autoren, meistens in enger Zusammenarbeit mit Begleitgruppen. Die Projektleitenden von CRB koordinieren den ganzen Prozess jeweils.
Die NPK-Ausgabe 2025 umfasst neben dem Hochbau-Kapitel 364 «Flachdacharbeiten» insgesamt 14 Tiefbau-Kapitel, die den gesamten Untertagbau abdecken. Diese 14 Kapitel wurden überarbeitet, weil die massgebenden Normen SIA 118/198 «Allgemeine Bedingungen für Untertagbau» und SIA 198 «Untertagbau – Ausführung» revidiert wurden. Mit den aktualisierten Normpositionen können nun vom Ausbruch bis zum Ausbau sämtliche Leistungen im Untertagbau wieder einheitlich und rechtssicher beschrieben werden.
Ebenfalls zur aktuellen NPK-Ausgabe gehören wie jedes Jahr mehrere Kapitel mit Nachführungen, die aufgrund von Erfahrungen aus der Praxis sowie gemeldeter Fehler gemacht wurden, sowie Gebäudetechnik-Kapitel der Kapitelgruppen 400 und 500 mit Ergänzungspositionen.
CRB veröffentlicht jedes Jahr ein «Kapitelverzeichnis mit Stichwortregister». Mit dieser Dokumentation verschaffen sich die Anwendenden einen Überblick und finden so rasch das richtige Kapitel und die zutreffende Position für die Leistungsbeschreibung.
Zusätzlich hilft die Dokumentation 1026 «Verbindungen zum NPK» bei der Ausschreibung, die richtigen NPK-Kapitel zu den in der Kostenplanung aufgeführten Elementen des Baukostenplans Hochbau eBKP-H und des Baukostenplans Tiefbau eBKP-T zu finden. Im Anhang stellt die Dokumentation ausserdem die Verbindung vom NPK zum BKP und umgekehrt her.
Die standardisierten Ausschreibungstexte erfüllen mehrere Aufgaben: Neben einer klaren Verständigung ermöglichen sie es auch, die Normpositionen mit Kalkulationsgrundlagen zu hinterlegen. Aktuell bieten verschiedene Unternehmerverbände solche an und erleichtern ihren Mitgliedern und Kunden damit eine rationelle, qualitativ hochstehende und zeitsparende Arbeitsweise beim Erstellen ihrer Offerten.
Die Produkteinträge PRD von Herstellern und Lieferanten sind zwar nicht Bestandteil des NPK, werden den Anwendenden aber in den von CRB zertifizierten Bauadministrations-Programmen angezeigt. Sie liefern neben den Produktbeschreibungen wertvolle Zusatzinformationen wie Musterleistungsverzeichnisse, technische Zeichnungen oder BIM-Texturen. Der Verein ecobau (vgl. auch Seite 14) ordnet den Leistungspositionen sogenannte ecoDevis mit ökologischen Vorgaben zu.
Unter dem Motto «NPK-Überarbeitung einmal anders» wurden im Tiefbau gleich 14 Kapitel und damit sämtliche Untertagbau-Kapitel überarbeitet. «Hätten wir das so gemacht wie sonst, auch mit jeweils einer grossen Begleitgruppe pro Kapitel, dann hätte das mehrere Jahre in Anspruch genommen», fasst Kirsten Grossmann, Leiterin Projekte und Produkte bei CRB das ambitionierte Unterfangen zusammen. Deshalb habe man sich entschieden, alle 14 Kapitel sozusagen in einem Aufwasch und zusammen mit dem Ingenieurbüro ILF Beratende Ingenieure AG zu überarbeiten. ILF hat im Tunnelbau viel Erfahrung und ist in grosse Projekte wie den Belchentunnel (3. Röhre) oder auch in den seit 2016 abgeschlossenen Gotthard-Basistunnel involviert.
Für die Überarbeitung war ein kleines Team ohne grosse Begleitgruppe zuständig, als Autoren zeichnen Werner Schmid und Duško Bekčić verantwortlich. «In einer kleinen Gruppe von zwei bis drei Personen konnte die Qualität des Informationsaustauschs sichergestellt werden», blickt Bekčić auf die Arbeit zurück. Über die öffentlichen Vernehmlassungen wurde sichergestellt, dass die Rückmeldungen miteinflossen und die Kapitel so effizient überarbeitet werden konnten.
«Durch die Revision der Normen SIA 118/198 ‹Allgemeine Bedingungen für Untertagbau› und SIA 198 ‹Untertagbau – Ausführung› musste man prüfen, ob zum Beispiel die Ausmassbestimmungen oder die inbegriffenen bzw. nicht inbegriffenen Leistungen mit den gesetzlichen Rahmen weiterhin übereinstimmen», erklärt Duško Bekčić die Notwendigkeit der Überarbeitung der Untertagbau-Kapitel. Die Normen SIA 118/198 und SIA 198 sind die normativen Grundlagen für die Beschreibung der Leistungen und für die Ausführungsplanung im Untertagbau.
Am augenfälligsten für die Anwendenden sind aus Sicht von Bekčić die Standardisierung der K-Lagermatten und die Einführung der Positionen für die Polypropylenrohre (PP-Rohre): «Für das Erfassen der PP-Rohre im NPK 272 musste man bisher eine R-Position öffnen und die Leistung sehr präzise ohne Standardtext beschreiben.» Das ist für den NPK-Anwender immer ungünstig, weil es zu Unklarheit und Rechtsunsicherheit führen kann.
Auf die Frage, was er persönlich aus der Überarbeitung der NPK-Kapitel mitnehme, muss er kurz lachen und sagt, dass er jetzt alle Positionen auswendig kennen würde. «Aber Spass beiseite: Die Überarbeitung hat mir erlaubt, das Konstrukt und die ganze Logik hinter dem Normpositionen-Katalog besser zu verstehen.» Im Weiteren würde ihm diese Erfahrung bei künftigen Projekten in der Submissionsphase bestimmt helfen, denn während der Projektierung würde die Zeit meist fehlen, um sich näher mit dem NPK auseinanderzusetzen.
Zudem hat ihm die intensive Auseinandersetzung mit den NPK-Kapiteln den Stellenwert der sprachlichen Komponente in diesen Texten vor Augen geführt.
Man habe stets versucht, die Leistungspositionen so klar wie möglich zu beschreiben. «Die Realität zeigt aber, dass die Sprache Nuancen kennt», so Bekčić. Plötzlich sei Raum für Interpretation vorhanden, was zu Missverständnissen führen könne. «Aber das müssen wir akzeptieren und damit leben.»
Abschliessend merkt Duško Bekčić an: «Wir wissen, dass eine Zeichnung mehr als tausend Worte sagt. Das Erklären eines Konzepts bzw. eines schriftlichen Teils erfolgt meistens mit einer Skizze oder Zeichnung.» Bei der Devisierung (in der Submissionsphase) sei es genau umgekehrt: Die Informationen aus einer Zeichnung würden mithilfe des NPK in Worte übersetzt. «Das ist zwar deutlich schwieriger, wird aber hoffentlich mit der Überarbeitung der NPK-Kapitel für die Anwendenden einfacher.»
Mit dem Aktionsplan Digitale Schweiz werden die bundesnahen Betriebe verpflichtet, seit 2021 für Immobilien und ab 2025 für Infrastrukturanlagen die BIM-Methode anzuwenden. Die öffentlichen Bauherren erkennen ausserdem zunehmend das Potenzial, das BIM für sie als Bauherrschaft bietet. Mit dem steigenden Einsatz von BIM sowie dem neuen Beschaffungsgesetz werden die Submissionen mehr und mehr weg vom reinen Preiswettbewerb und hin zu mehr Qualitätswettbewerb verschoben. Der Gesetzgeber möchte sicherstellen, dass die Qualität und die übrigen Zuschlagskriterien im Verhältnis zum Preis mehr Gewicht erhalten. (Quelle: Schweizerischer Baumeisterverband)
Dabei wird der NPK auch weiterhin eine zentrale Rolle in der Ausschreibung spielen. Er unterstützt Ausschreibende beim Erstellen von Leistungsverzeichnissen, indem er klar strukturierte, rechtssichere Texte in den drei Landessprachen bereitstellt. So können die Ausschreibenden ein vollständiges Leistungsverzeichnis inklusive Qualitätsanforderungen einfach und präzise erstellen, was die Transparenz und Vergleichbarkeit der Angebote zusätzlich fördert.
Im Hochbau wurde das Kapitel 364 «Flachdacharbeiten» überarbeitet; das gleichnamige Kapitel mit Ausgabejahr 2017 ersetzt. Nötig wurde die Überarbeitung, weil die Norm SIA 271 «Abdichtungen von Hochbauten» sowie die Vertragsnorm SIA 118/271 «Allgemeine Bedingungen für Abdichtungen von Hochbauten» neu herausgegeben wurden. Die Reihenfolge der Abschnitte ist praktisch gleichgeblieben, allerdings gab es innerhalb diverser Abschnitte teilweise umfangreiche Änderungen, Anpassungen und Verschiebungen (vgl. auch Interview mit Lionel Bapst).
So wurde die Anwendung des Kapitels generell vereinfacht, indem beispielsweise Auf- und Abbordungen, Schnitte, Nebenarbeiten und Mehrleistungen in den einzelnen Abschnitten mit Ausnahme des Abschnitts 800 jeweils im selben Unterabschnitt aufgeführt wurden. Erwähnenswert ist zudem, dass im Abschnitt 600 die Grundierungen für die einzelnen Kunststoffe in den Unterabschnitt 610 ausgelagert wurden und nun detaillierter beschrieben sowie nach verschiedenen Untergründen gegliedert sind. Zudem wurden neu die Unterabschnitte 660, 670 und 680 eingefügt, womit der Abschnitt 600 nun dieselbe Struktur hat wie die anderen Abschnitte des Kapitels.
Bei der Herausgabe des Normpositionen-Katalogs NPK spielen die Fachverbände eine wichtige Rolle. Zum einen hinterlegen viele Unternehmerverbände die standardisierten Leistungspositionen mit Kalkulationsgrundlagen, zum anderen sind die Fachverbände für die fachliche Richtigkeit des Inhalts verantwortlich: