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Digitalisierung als Zugpferd für weitere Änderungen

Bauunternehmer suchen nach einem Weg, um die digitale Transformation sinnvoll zu bewältigen. Wie der SBV seine Mitglieder dabei unterstützt und was CRB dazu beitragen kann, erläutert Zafer Bakir, Leiter Digitalisierung.

Gaby Jefferies
19.01.2022

Welche Aufgabe erfüllt der Bereich Digitalisierung beim SBV?
Mit seinen Dienstleistungen und Produkten im Kontext der Digitalisierung verfolgt der SBV einen dreidimensionalen Ansatz. Er orientiert sich im Wesentlichen an der digitalen Befähigung des Unternehmers, der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmung und an einer zukunfts- und wettbewerbsfähigen Schweizer Bauwirtschaft. 
 

Mit welchen Themen und Projekten beschäftigen Sie sich?
Um unsere Mitglieder, das Bauhauptgewerbe und die gesamte Baubranche bei der digitalen Transformation zu unterstützen, setzen wir unterschiedlichste Sensibilisierungs-, Befähigungs- und Transformationsmassnahmen um.

So haben wir verschiedenste Marktanalysen, wie beispielsweise Analysen zu Baustellen-Apps, BIM- oder ERP-Softwares gemacht. Diese Übersichten sollen Bauunternehmen die Wahl der richtigen Software erleichtern. Weiter bieten wir das Anwenderhandbuch «BIM im Bauunternehmen» an, das die Unternehmen bei der strategischen Einführung von BIM unterstützt. Damit sich Bauunternehmen rechtzeitig auf relevante Entwicklungen einstellen können, gibt es neu einen interaktiven Trendradar. Er zeigt aktuelle und zukünftige Trends und Innovationen mit Bezug zur Baubranche auf. Aktuell stehen wir kurz vor Abschluss des Projekts «Guide to Digital Transformation». Mit diesem Werkzeug können unsere Mitglieder ihren Reifegrad in Bezug auf BIM, Software und digitale Strategie messen und ihren Standort bestimmen. Auch die Kompetenzentwicklung rund um BIM ist ein wichtiges Thema. 
 

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für das Bauhauptgewerbe?
Die Herausforderungen lassen sich aus dem erwähnten Trendradar ablesen, den wir mit ausgewählten Fach- und Branchenexperten erstellen. BIM und damit verbunden die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten, der Bereich Daten – Datensicherheit, Datennutzung und Datenverwaltung – sowie Kompetenzbildung und Nachwuchsförderung sind die Herausforderungen, die wir kurzfristig angehen müssen. Damit verbunden sind strukturelle und kulturelle Widerspüche, die aufgelöst werden müssen. Damit meine ich z.B. die lineare Organisation der Baubranche, die nicht zu der bei der BIM-Anwendung geforderten gewerke- und fachübergreifenden Zusammenarbeit passt. Mittelfristig müssen wir uns auch auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft vorbereiten. 
 

Ist die digitale Transformation Teil dieser Veränderungen oder eher ein Werkzeug?
Wir beobachten, dass Digitalisierung ein starker Treiber für Änderungen in anderen Bereichen ist. Auf der Makroebene ist die Digitalisierung ein Teil der Veränderung, auf Unternehmensebene muss sie aber als Werkzeug gesehen werden, um mehr Effizienz und Produktivität zu erreichen oder einen neuen Nutzen zu generieren. 
 

Wie schätzen Sie die digitale Fitness von Unternehmen und deren Führung in Ihrem Umfeld ein? 
Der SBV hat in den letzten Jahren einen grossen Wandel vollzogen, wir sind heute sehr digital unterwegs. Die IT-Infrastruktur wurde angepasst, eine neue Collaboration-Software eingeführt und für unsere Mitglieder haben wir eine Reihe neuer Produkte erarbeitet. Was wir nun merken, ist die kulturelle Herausforderung, die Technik ist schneller als der Mensch. Der Blick auf unsere Mitglieder zeigt ein stark heterogenes Bild: einige Vorreiter sind schon sehr weit, sie haben ihre Arbeitsprozesse und ihr Geschäftsmodell digitalisiert, experimentieren mit künstlicher Intelligenz und setzen Roboter ein. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Unternehmen, die bisher noch keinen Bedarf sahen – mitunter, weil ihre Kunden das nicht verlangt haben – und deshalb noch ganz am Anfang stehen. Wir stellen aber fest, dass heute praktisch alle Unternehmen erkannt haben, dass die Digitalisierung wichtig ist. Die Unternehmen suchen nach einem Weg, um sie sinnvoll einzuführen. 
 

Was erwarten Sie von CRB als «Standardisierungsautorität» unserer Branche?
Ich erwarte, dass CRB weiterhin die digitalen Bedürfnisse und Herausforderungen der Baubranche erforscht. Insbesondere mit Blick auf BIM gilt es, die CRB-Standards an diese neuen Herausforderungen heranzuführen. Hierfür müssen die Daten zwingend maschinenlesbar gemacht, das IFC-Schema berücksichtigt und eine durchgängige Verbindung von Elementen im BIM-Modell zur Leistungsbeschreibung nach dem heutigen Normpositionen-Katalog NPK sichergestellt werden.
 

Sie kennen die Strategie von CRB, die ein standardisiertes system- und organisations-übergreifendes Daten- und Informationsmanagement zum Ziel hat. Kann CRB damit zum erfolgreichen Wandel der Branche beitragen?
Für mich ist der Ansatz richtig. Mit den bestehenden Grundlagen – Standards und Tools – hat CRB eine gute Ausgangsposition für die angedachte Datenstrategie. Das Datenmodell ist konzeptionell sinnvoll und für unterschiedlichste Anwendungsfälle zielführend. Die grosse Herausforderung liegt in der Umsetzung dieser Idee. Gelingt es CRB, die Partner in das Datenmodell einzubinden? Wie können sie dazu gebracht werden, ihre Daten einzubringen und zu teilen? Wie können sie einen Nutzen generieren? 
 

Was können CRB und SBV tun, damit die Bauunternehmen die Transformation bestmöglich bewältigen können?
Wir müssen miteinander Lösungen finden, uns gemeinsam mit der Datenstrategie auseinandersetzen, ein gemeinsames Grundverständnis der zugrundeliegenden Vision entwickeln. Nur wenn wir zusammenarbeiten, kann ein Nutzen für unsere Zielgruppen generiert werden. Dies gilt auch für die anderen Verbände. 
 

Wie sieht die Grundlage aus, auf der sich Ihre Mitglieder bei fortschreitender digitaler Unterstützung von Prozessen optimal einbringen können?
Damit Effizienz und Produktivität gesteigert werden können, müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, es braucht Normen und Standards, an denen sich alle Beteiligten orientieren. Diese müssen gemeinsam mit Vertretern der einzelnen Disziplinen entwickelt werden.
 

Wo sehen Sie weiteres Zusammenarbeitspotenzial mit CRB?
Um die notwendige Hebelwirkung für die digitale Transformation der Schweizer Bauwirtschaft zu erreichen, bedarf es in jeder Hinsicht enger Zusammenarbeit mit allen Akteuren der Bauwirtschaft. In den Themenbereichen der modellbasierten Kalkulation und Mengenermittlung sehe ich viel Zusammenarbeitspotenzial mit CRB.
 

Welche Rolle kommt der Aus- und Weiterbildung im Umfeld des SBV und generell in der Branche zu?
Um die angesprochenen Herausforderungen zu meistern, müssen Kompetenzen aufgebaut werden, das ist unabdingbare Voraussetzung. Neue Themen wie Blockchain, Virtual Reality, Künstliche Intelligenz, Robotik können in der Bauwirtschaft nur dann sinnvoll umgesetzt werden, wenn das nötige Wissen vorhanden ist.