Mit Farben gestalten, Bauteile schützen, Oberflächen veredeln – Malerarbeiten sind äusserst vielfältig. Bei der Überarbeitung der zwei Malerkapitel NPK 675 und NPK 676 mussten zum einen neue Normen berücksichtigt werden. Zum anderen ging es darum, den Gebrauch der Kapitel für die Anwender zu vereinfachen.
Gaby Jefferies
22.12.2022
Durch weit über 100 Anstrichstoffe, unzählige Verwendungsmöglichkeiten und verschiedene Untergründe ergibt sich bei den Malerarbeiten eine komplexe Ausgangslage. Die zwei 2006 publizierten NPK-Kapitel wurden von den Anwenderinnen und Anwendern häufig als kompliziert und zu umfangreich kritisiert. Aufgrund dieser Situation und weil es seither auch in Sachen umweltfreundliche Anstrichstoffe einige Veränderungen gegeben hatte, setzten CRB und der Schweizerische Maler- und Gipserunternehmer-Verband SMGV bereits 2017 eine Konzeptgruppe ein.
Aufgabe dieser aus elf Fachleuten bestehenden Gruppe war es, unter Berücksichtigung von Vorgaben – wie bauteilorientierte Ausschreibung, je nach Betrachter unterschiedlicher Detaillierungsgrad, Zusammenfassen von Leistungen – einen Prototyp auszuarbeiten. Das Ergebnis, das zwei technische Abschnitte umfasste, wurde diversen Architekten und Bauleitern sowie Malerbetrieben zur Beurteilung vorgelegt. Ihre Rückmeldungen beeinflussten das weitere Vorgehen: So wurde die zunächst angedachte Zusammenlegung von Malerarbeiten im Innen- und Aussenbereich wieder rückgängig gemacht, während die Vereinfachung und Zusammenlegung von Positionen vorangetrieben wurden.
Im Herbst 2019 startete dann die «reguläre» NPK-Begleitgruppe, die sich aus drei Ausführenden, einem SMGV-Vertreter, zwei Anwendern, dem CRB-Projektleiter und dem Autor zusammensetzte, mit der Überarbeitung. Sechs der acht Begleitgruppenmitglieder gehörten bereits der Konzeptgruppe an, die zwei neuen ermöglichten einen unvoreingenommenen Blick auf die bisherige Arbeit. Nach gut drei Jahren sind die zwei neuen Kapitel – NPK 675 «Maler- und Tapezierarbeiten innen» und NPK 676 «Malerarbeiten aussen» – jetzt in drei Sprachen fertig und warten darauf, dass sie zur Beschreibung von Malerleistungen eingesetzt werden.
Zeitgleich mit der Überarbeitung der zwei NPK-Kapitel wurden die für Malerarbeiten massgebenden Normen SIA 257 und SIA 118/257 revidiert. Die Änderungen in diesen Normen hatten auch Einfluss auf die NPK-Überarbeitung. Da zwei NPK-Begleitgruppenmitglieder ebenfalls der entsprechenden SIA-Kommission angehörten, war die Abstimmung gewährleistet.
Hauptanliegen der Überarbeitung war es, den NPK Malerarbeiten benutzerfreundlicher zu gestalten. Konkret bedeutete das, den Umfang zu reduzieren und den Inhalt – wenn möglich – zu vereinfachen. Da das Bauen immer komplexer und die Vorschriften immer umfangreicher werden, war dies eine anspruchsvolle Aufgabe. Generell wurde versucht, in den Positionen so wenig wie möglich und so viel wie nötig vorzugeben. Konkret sehen die Lösungen folgendermassen aus:
Eine weitere Neuerung sind die «Sammelpositionen». Mit ihnen werden mehrere bis anhin einzeln beschriebene Arbeitsabläufe zusammengefasst. So werden z.B. Vorarbeiten, Vorbehandlungen und Beschichtungen zu einer Position zusammengenommen. Der Ausschreibende kann mithilfe dieser «Sammelpositionen» zusammengehörende Arbeitsschritte, die häufig vorkommen, mit einer Position beschreiben. Für eine detailliertere Kostenermittlung können diese Leistungen selbstverständlich weiterhin separat beschrieben werden.
Vom anfänglich verfolgten planerischen Ansatz, den Beschichtungsstoff vom Unternehmer frei wählen zu lassen, wurde wieder Abstand genommen, da Kostenfolgen, Ästhetik und ökologische Kriterien zu unterschiedlich sind. Die Beschichtungsstoffe werden in den Positionen in der Reihenfolge der üblichsten Anwendung aufgelistet. Wo möglich, werden ausschliesslich wasserverdünnbare Farben vorgeschlagen.
Karin Schultz, eidg. dipl. Bauleitung Hochbau, Inhaberin quali-bau GmbH, Mitglied in der Konzept- und Begleitgruppe.
Da ich in der Praxis immer wieder den Einwand gehört habe, dass die Malerkapitel zu dick und zu kompliziert sind, ging es mir vor allem um eine bessere Übersicht und das «Verschlanken».
Die Sammelpositionen sind für die Anwender sehr praktisch, sie vereinfachen ihnen die Arbeit. Die neuen Kapitel sind übersichtlicher und einfacher als die Vorgängerkapitel – in den Positionen wird jetzt so wenig wie möglich vorgegeben. Nun geht es darum, die Maler dazu zu bringen, dass sie damit arbeiten, sie vom Nutzen des NPK zu überzeugen.
Da die neuen Kapitel übersichtlicher aufgebaut sind, muss ich weniger suchen: Die wichtigsten Beschichtungsarten, also die am meisten verwendeten, sind jetzt zuerst aufgeführt, anschliessend findet man die wenig verwendeten und wenn man etwas Ausgefallenes beschreiben will, kann man die offene Position am Schluss dazu nutzen.
Wie bei jedem NPK-Kapitel sollte man auch bei den Malerkapiteln zuerst die Entscheidungsschemata am Anfang des Kapitels anschauen: So hat man rasch eine Gesamtübersicht und kann schnell erkennen, wie die Kapitel aufgebaut sind.
Die vielen interessanten Gespräche mit den Malern haben es mir ermöglicht, in die verschiedenen Farben und ihre Anwendungsmöglichkeiten einzutauchen. Ich konnte von ihren Erfahrungen und dem Fachwissen profitieren. An einer NPK-Überarbeitung teilzunehmen, ist sehr interessant – ich kann es nur empfehlen.
Peter Seehafer, eidg. dipl. Malermeister, Bereichsleiter Technische Dienste Maler SMGV, Mitglied in der Konzept- und Begleitgruppe.
In der Regel führt die Überarbeitung einer Norm zu Anpassungen der entsprechenden NPK-Kapitel. Die Norm SIA 257 aus dem Jahr 2005 wurde grundlegend überarbeitet und im November 2021 unter dem Titel «Maler- und Tapezierarbeiten» veröffentlicht. Die Überarbeitung der Norm allein hätte jedoch noch keine umfassende Überarbeitung der zwei Malerkapitel nötig gemacht. Aber schon kurz nach der Veröffentlichung der beiden NPK-Kapitel 675 und 676 im Jahr 2006 wurde Kritik laut, dass diese zwei Kapitel kompliziert und nicht wirklich praxistauglich sind. Diese Kritik wurde seitens SMGV, aber auch von CRB, ernst genommen und in der Folge wurde nach neuen Lösungen gesucht.
Malerunternehmen führen zu 80% Privatkundenaufträge aus. Diese Aufträge werden in der Regel nicht mithilfe der NPK offeriert, d.h., die Malerunternehmen stellen die Leistungsverzeichnisse für diese Aufträge mit Eigentexten zusammen. Das Problem dieser Eigentexte ist, dass sie nach der eigenen Logik des betreffenden Unternehmers aufgebaut und zusammengestellt sind. Sie fallen bei jedem Unternehmer etwas anders aus und können deshalb in einem NPK nicht abgebildet werden. Die grösste Herausforderung beim Entwurf der zwei neuen Kapitel war es also, den Anwendern möglichst mehrheitsfähige Texte, gegliedert nach einer mehrheitsfähigen Logik, zur Verfügung zu stellen.
Die überarbeiteten Malerkapitel enthalten neu Sammelpositionen, welche einzelne Leistungen wie Vorarbeiten, Vorbehandlungen und Beschichtungen in einer Leistungsposition zusammenfassen. Damit wurde versucht, die Sprache der Unternehmer zu sprechen, da diese in ihren Eigentexten sehr oft nach derselben Logik vorgehen. Zudem wird eine Offerte, die mit diesen Sammelpositionen erstellt wird, für den Endkunden übersichtlicher, besser lesbar und damit verständlicher. Was den Aufbau der beiden Kapitel betrifft, wurde noch konsequenter versucht, eine bauteilorientierte Gliederung anzuwenden. Auch dies entspricht dem Vorgehen der meisten Unternehmer.
Hier möchte ich eine Weisheit aus dem Zen-Buddhismus zitieren: «Wenn du es eilig hast, gehe langsam. Wenn du es noch eiliger hast, mache einen Umweg.» In den letzten Jahren habe ich immer wieder festgestellt, dass die Kritik an den beiden NPK-Kapiteln für Malerarbeiten ganz stark mit dem fehlenden Wissen in der Anwendung im Zusammenhang steht. Der Umweg könnte sein, die Logik und Systematik des NPK kennenzulernen, um anschliessend schnell und zeitsparend damit arbeiten zu können. Die Kombination von NPK und Branchensoftware hält sehr viele zeitsparende und damit effiziente Überraschungen bereit. Wer es zu eilig hat, übersieht diese und verliert schlussendlich Zeit. Ich rate den Malerunternehmern daher, ihre Softwareanbieter nach den Möglichkeiten der Branchensoftware bei der Anwendung des NPK zu fragen und sich darin schulen zu lassen. Ich bin überzeugt, dass sich über diesen Umweg sehr viel Zeit sparen lässt.
In der Vergangenheit haben wir immer wieder versucht, die Anwender der NPK mit Kursen zu unterstützen. Heute bin ich davon überzeugt, dass erst die Kombination Branchensoftware und NPK effiziente Lösungsansätze erbringt. Wir werden uns darauf konzentrieren, die beiden NPK aktuell zu halten und zusammen mit CRB allenfalls nötige Nachführungen so rasch wie möglich umzusetzen. Mit den Leistungswerten zu den beiden Kapiteln werden wir den Unternehmern wie bis anhin Daten für eine effiziente Umsetzung ihrer Aufträge bereitstellen.