Die Baubranche bewegt und verändert sich. Für die Bauwelt von morgen braucht es zusätzliche Standards, die heute noch fehlen. CRB arbeitet an einem durchgängigen Daten- und Informationsmanagement, das als stabile Grundlage für die Zusammenarbeit dienen kann. Parallel dazu werden die bestehenden Standards weiterentwickelt. Wie kommt die Umsetzung voran?
Gaby Jefferies
03.10.2023
Seit 64 Jahren engagiert sich CRB im Auftrag der Schweizer Bauwirtschaft für die Verständigung im Bauwesen. Die zusammen mit wichtigen Akteuren der Branche erarbeiteten Standards – zum Beispiel der Normpositionen-Katalog NPK oder die Baukostenpläne – werden heute flächendeckend eingesetzt. Sie erleichtern Bauherren, Planenden und Unternehmern den Arbeitsalltag, sorgen für Stabilität in den Abläufen und stärken die Transparenz und Rechtssicherheit.
Digitale Transformation, Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit: Damit die CRB-Standards immer mehr auch bei aktuellen und zukünftigen Herausforderungen des Markts eingesetzt werden können, arbeitet CRB an einem durchgängigen und standardisierten Daten- und Informationsmanagement. Ziel ist es, eine Basis zu schaffen, damit die Baubranche über den gesamten Lebenszyklus von Bauwerken hinweg verlässlich, systemunabhängig und rechtssicher zusammenarbeiten kann. Die dafür nötigen Grundlagen werden schrittweise in enger Zusammenarbeit mit Hochschulen, Fachverbänden, Technologie- und Software-Partnern sowie Unternehmen erarbeitet. Parallel zu diesen Innovationsbestrebungen wird das Kerngeschäft von CRB, die Nachführung, Überarbeitung und Weiterentwicklung des NPK, weiter vorangetrieben. Ein Ausbau der Kapazitäten ermöglicht dieses Vorgehen.
Die Umstellung am Markt verläuft deutlich langsamer als ursprünglich erwartet. Die potenziellen Leistungsverschiebungen über die Bauphasen, absehbare neue Zusammenarbeitsmodelle oder technische Vorbehalte in der Branche führen nur sehr träge zu einer Veränderung. Zusätzlich haben der Fachkräftemangel sowie verschiedene Abgänge in wichtigen Positionen bei CRB dazu geführt, dass Prioritäten verschoben und die Geschwindigkeit der Umsetzung angepasst werden mussten. Die offenen Stellen mit geeignetem Personal zu besetzen, benötigt viel Zeit. Intern bewegt sich CRB in Richtung einer Organisation mit möglichst viel Verantwortung an der Peripherie und grossem Gestaltungsspielraum für die Mitarbeitenden.
Die komplexen Aufgabenstellungen rund um die Umsetzung der konzeptionellen und technischen Basis für das durchgängige Informationsmanagement stellen eine grosse Herausforderung dar. Die Arbeiten sind abstrakt und für die Endanwender schwer greifbar. Sobald es möglich ist, konkrete Lösungsansätze mit unseren Partnern zu verifizieren, werden wir informieren.
Deutlich einfacher ist es aufzuzeigen, wie das Informationsmanagement in Projekten – sozusagen in Teilschritten – umgesetzt wird: Die Anwenderinnen und Anwender können seit gut eineinhalb Jahren sowohl den BIM-Profil-Server als auch das eBKP-Plugin für 3-D-CADAnwendungen testen. Mit Ersterem lassen sich Daten und Informationen planen, präzise und konsistent beschreiben und austauschen. Das eBKP-Plugin ermöglicht es, Bauteile direkt in der Autorensoftware schnell und einfach nach dem Baukostenplan eBKP-H und eBKP-T zu klassifizieren und so zuverlässig Mengen aus dem Modell zu extrahieren. Die Rückmeldungen aus den Tests fliessen in die weitere Entwicklung ein und stellen sicher, dass die neuen Angebote noch stärker auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden ausgerichtet werden. Auch die Web-Applikation werk-material.online wird kontinuierlich weiterentwickelt: Neu können die Anwenderinnen und Anwender ihre nach BKP abgerechneten Projekte auf eBKP umschlüsseln, und mithilfe des eBKP-H Kalkulators lassen sich die Kosten in frühen Planungsphasen auf Basis des eBKP-H direkt aus dem 3-D-Modell schätzen. Zudem wird die Plattform regelmässig ergänzt: So gibt es neu zum Beispiel auch Energiewerte, und pro Monat kommen zwei neue Objekte aus dem «werkmaterial» von «werk, bauen + wohnen» dazu.
Derweil nimmt auch die neue Organisationseinheit «Digitale Transformation» Gestalt an: Dank personeller Verstärkungen starten bereits im Herbst erste Pilotangebote. Der Bereich Weiterbildung wurde bereits in die neue Organisationseinheit integriert, um den Ausbau des Angebots rund um die Digitalisierung voranzutreiben. Dazu gehört auch die Entwicklung neuer Weiterbildungsformate wie E-Learning sowie die Intensivierung des Kontakts zu den Bildungsinstituten. Seit Anfang Juli ist das neue E-Book «Praxishandbuch – Kosten und Leistungen im Bauprozess» erhältlich. Es liefert Grundlagenwissen für die Praxis und dient gleichzeitig als Nachschlagewerk. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig – das Praxishandbuch unterstützt den Unterricht und ist für das Selbststudium geeignet.
An der Pflege und dem Ausbau des bestehenden CRB-Netzwerks wird intensiv gearbeitet: Hier geht es zum einen darum, unsere Kontaktmöglichkeiten zu optimieren, um noch zielgerichteter kommunizieren zu können. Zum anderen bauen wir eine Community zu werk-material.online auf mit dem Ziel, die interne und externe Zusammenarbeit systematisch zu erweitern. Ein wichtiger Bestandteil ist hierbei die wöchentliche Sprechstunde zur Klärung wichtiger Anwenderfragen. Unterstützt werden diese Aktivitäten durch regelmässige Beiträge zu CRB und den CRB-Standards auf Social Media.
In den letzten Monaten ist es nach längerer Suche gelungen, die Abteilung Produktion mit zwei neuen Projektleitern sowie zwei neuen Mitarbeiterinnen im Sprachdienst Deutsch zu verstärken. Damit ist sichergestellt, dass die Kapitel für die NPK-Ausgabe 2024 wie geplant Anfang 2024 vorliegen. Dazu gehört der NPK 335 Holzbau, der die drei bestehenden NPK-Kapitel 331, 332 und 333 zu einem Kapitel zusammenführt und einen ersten Schritt in Richtung Bauteilorientierung macht. Weiter kann durch die Verstärkung auch die kontinuierliche Pflege und der Ausbau des NPK gewährleistet werden.
CRB hat die wichtigsten Branchenveranstaltungen der ersten Jahreshälfte 2023 – appli-tech, ARCHITECT@WORK und openBIM-FORUM – genutzt, um in persönlichen Gesprächen, aber auch in Vorträgen über die bewährten Standards und die Neuheiten zu informieren. Aktuell laufen die Vorbereitungen für die Swissbau 2024 sowie für die Partnertagung und die traditionelle Herbstveranstaltung «get2gether».