Die erste Zahl: vom Fluch zum Segen

Die Web-Applikation werk-material.online unterstützt Baufachleute dabei, Kosten für Bauwerke zu schätzen, zu bestimmen oder zu überprüfen. Die einheitlich definierten Kennwerte bieten eine zusätzliche Informationsquelle zu eigenen Erfahrungswerten und erhöhen die Genauigkeit bei der Ermittlung der Baukosten.
Johannes Herold
27.09.2022

«Was kostet das?» ist eine der ersten Fragen, die ein Bauherr stellt. Dies zu einem Zeitpunkt, an dem die Baukosten zwar stark beeinflussbar sind, das Projekt und seine Ausführung jedoch noch kaum definiert sind. Planende stehen hier vor dem Dilemma, eine möglichst präzise Aussage auf der Basis von vagen Annahmen treffen zu müssen. An diesem Punkt wären Informationen zu Kosten ähnlicher Bauten hilfreich, die mit dem eigenen Projekt vergleichbar sind. Doch Baukostendaten sind ein gut gehütetes Geheimnis.

Standardisierte Kennwerte

Mit werk-material.online steht eine digitale Datenbank zur Verfügung, die genau diese Informationen liefert: Sie ist nach einheitlich definierten Attributen, Normen und Standards gegliedert und umfasst Kennwerte, die durch Qualitätsmerkmale (z.B. Ort, Menge, Objektart, Projektphase, Lageund Bauweise) mess- und vergleichbar sind. Transparente und nachvollziehbare Schätzungen, mit einer hohen Annäherung an die tatsächlichen Kosten, sind damit möglich. Die Kennwerte-Plattform hilft Einsteigern bei fehlenden eigenen Zahlen oder Erfahrungslücken sowie Profis, die ihre eigenen Kennwerte plausibilisieren oder verwalten wollen.

Die Anwender können nach mehreren Referenzobjekten suchen, die ihrem Projekt hinsichtlich Zahlen und Kontext am meisten entsprechen. Je nach Wunsch können die Objekte nach Preis, Bezugsmenge, Kostenart, Grossregion oder Objektart gefiltert werden. Haben sie ein Objekt ausgewählt, können sie sich alle wichtigen Fakten zu diesem Projekt anzeigen lassen: Erstellungsort, Zeit, Beteiligte, Informationen zu Konstruktion und Gebäudetechnik sowie städtebauliche, konstruktive oder architektonische Rahmenbedingungen.

Die Kostendaten werden nach den bewährten CRB-Standards BKP und eBKP gegliedert und referenzieren auf verschiedene Ausmassnormen (z.B. SIA 416). Die Kennwerte können in absoluten Beträgen oder in Prozent der Gebäudekosten dargestellt werden. Die Kosten lassen sich schnell nach Grossregionen und Preisstand umrechnen. Mithilfe verschiedener Analysewerkzeuge der Kennwerte-Plattform kann ein Projekt schnell und einfach mit anderen verglichen werden, sodass die Anwenderinnen und Anwender Anhaltspunkte haben, um die Kosten des eigenen Projekts besser einschätzen zu können. Die Datenbank umfasst aktuell mehr als 900 Objekte (200 Bildungsbauten, 300 Wohn- und 400 Zweckgebäude), gegliedert nach sieben Grossregionen. Sie wird regelmässig um weitere Bauten aus dem «werk-material» ergänzt.

Mit dem neuen Release können die Anwender die im Objekt-Editor erfassten und nach BKP abgerechneten Projekte mithilfe eines automatisierten Prozesses in das elementbasierte System des eBKP-H (2020) umwandeln. Da so die Geometrie eines Gebäudes berücksichtigt wird, nimmt die Qualität der erstellten Kennwerte zu.

«Dank werk-material.online
sind die Kosten von fast
1 000 Projekten aus 30 Jahren
online greifbar.»

Daniel Kurz,
Chefredaktor werk, bauen + wohnen

Kostenkennwerte für Berechnungselemente

In Kooperation mit dem Bundesamt für Statistik BFS stellt CRB Richtpreise zu ausgewählten Elementen des Baukostenplans Hochbau eBKP-H bereit. Diese Preise werden als «Nettopreise» für ausgewählte Bauleistungen erhoben, die auf der Basis des Normpositionen-Katalogs NPK definiert wurden. Diese BFS-Berechnungselemente werden halbjährlich (Juni, Dezember) aktualisiert. Sie spiegeln das präzise Marktniveau während der Referenzperiode wider. Durch die Regionalisierung kann der Einfluss einer Region auf die Baukosten quantifiziert werden. Zusätzlich werden zahlreiche «NPK-Einheitspreise» veröffentlicht. Dabei handelt es sich um statistische, durchschnittliche Nettopreise von erbrachten Leistungen aus NPK-Ausschreibungen, die das BFS im Rahmen des Baupreisindex erhebt. 

Enthalten sind verschiedene NPK-Positionen aus den unterschiedlichsten Gewerken wie Baugruben, Maurerarbeiten, Sonnenschutzanlagen, Fenster und Türen, Plattenbeläge, Haushaltküchen oder Maler- und Gipserarbeiten.