Fünfte Ausgabe Vergabemonitor

Solo in tedesco o francese

Die zweite Ausgabe des Vergabemonitors berücksichtigt neben dem Bund auch erste Kantone, macht Ergebnisse besser vergleichbar und methodisch verlässlicher. Das Beispiel der Nachhaltigkeitskriterien für Bundesvergaben zeigt auf, dass der Kulturwandel im Vergleich zu den ersten Monaten nach Inkrafttreten an Schwung verloren hat. 

27.06.2023

Die fünfte Ausgabe des Vergabemonitors der Schweizer Bauwirtschaft untersucht, wie sich der angestrebte Kulturwandel im öffentlichen Beschaffungswesen in den auf simap.ch publizierten Ausschreibungen für Bund und Kantone seit Ende 2023 verändert hat. Dabei könnte die Umstellung auf das neue simap.ch per 1. Juli 2024 eine Rolle spielen.
 

Handbremse endlich lösen

Das erste Halbjahr 2024 zeigt wenig Veränderungen. Das ist auch deshalb überraschend, weil im Berichtszeitraum in sieben Kantonen die revidierte IVöB* in Kraft trat. Es scheint, als hätte der Kulturwandel eine Pause eingelegt. 

Der Anteil Nachhaltigkeitskriterien verharrte weitgehend unverändert bei 7,2%. Aber gerade in Bundesvergaben haben diese seit Ende 2023 bei der Architektur (-7,2%), beim Ingenieurwesen (-2,4%) und bei Bauaufträgen (-2,2%) teils deutlich abgenommen. Die Ziele bei Klima-, Energie- und Ressourcenfragen sind gesetzlich verankert, ebenso wie die Vorbildfunktion des Bundes. Die «Handbremse» muss nun definitiv gelöst werden und das Beschaffungsrecht als Instrument für die vielseitigen Nachhaltigkeitsziele eingesetzt werden. 
 

Weiter zeigt der aktuelle Vergabemonitor:

  • Geringe Veränderungen bei der Qualitätsgewichtung
    Ende Juni 2024 lag die mittlere Gewichtung der Qualitätskriterien in öffentlichen Ausschreibungen bei 51,8% und damit um 0,1% höher als noch vor einem halben Jahr. Mit unterschiedlichen Entwicklungen innerhalb der Branchen: Bei Architekturaufträgen hat der Anteil erneut um 1,1% auf 68,7% zugenommen, ebenso beim Baugewerbe, um 0,7% auf zuletzt 44%. Mit 63,6% wurden Qualitätskriterien bei Ingenieuraufträgen um 0,5% seltener verlangt als noch Ende 2023. Bei Kantonen mit unterdurchschnittlichen Qualitätsgewichtungen vor Inkrafttreten der IVöB zeigte sich kurz nach Inkrafttreten erneut ein Nachholeffekt. So haben die Qualitätskriterien in den Kantonen Basel-Stadt, Bern und Schwyz teils markante Zunahmen erfahren.
  • Zunahme beim Dialog – ausser bei Planungsaufträgen
    An Beliebtheit weiter zugenommen hat dagegen der Einsatz des Dialogverfahrens, mit Ausnahme bei Planungsleistungen auf Bundesebene. Der Anteil Ausschreibungen mit Dialog betrug zuletzt 2,6% und war damit um 55,7% höher als noch vor einem Jahr. Das Verfahren ist insbesondere in den Westschweizer Kantonen beliebt.
  • Vermehrt zugelassene Varianten auch beim Bund
    Der Anteil Aufträge, die Varianteneingaben zulassen, hat zwar seit Ende 2023 insgesamt leicht um -0,4% auf 18% abgenommen. Auf Branchen und Gebietsebenen heruntergebrochen scheint sich aber der bereits Ende 2023 festgestellte Aufwärtstrend zu bestätigen. Zunahmen erfuhren der Bau (+0,7%) und Ingenieuraufträge (+1,1%). Am meisten profitierten Bauaufträge auf Bundesebene (+5,9%) sowie Architekturaufträge im Kanton Zürich (+6,3%).

* Interkantonale Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesen IVöB

Totalrevision öffentliches Beschaffungsrecht.

Anteil qualitative Zuschlagskriterien in öffentlichen Aufträgen.

Unterstützende Verbände

Das Vergabemonitoring wurde von Bauenschweiz, dem Dachverband der Schweizer Bauwirtschaft,  und Mitgliedverbänden initiiert. 

Weitere Informationen